Bus und Bahn:Ausnahmezustand im Nahverkehr

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Nichts geht mehr am Marienplatz und anderswo: Was die Fahrgäste von Bus und Bahn beim Papstbesuch erwartet.

Dominik Hutter

Der Papst-Besuch wird zu erheblichen Beeinträchtigungen im Nahverkehr führen. Leidtragende sind vor allem diejenigen, die nicht auf den Spuren Benedikts durch die Stadt wandeln wollen - der gesamte Einkaufs- und Freizeitverkehr also. Weil zahlreiche U-Bahnhöfe, darunter auch der Marienplatz, gesperrt werden, müssen sich viele Münchner auf lange Fußmärsche gefasst machen. Die MVG leitet mehrere Bus- und Tramlinien um, einige werden sogar ganz eingestellt.

Viele Wege führen zum Papst, und der kürzeste ist nicht immer der beste. Die MVG rechnet mit stundenlangen Wartezeiten nach der Messe. (Foto: Grafik: SZ)

"Im Münchner Nahverkehr wird Ausnahmezustand herrschen", kündigt MVG-Chef Herbert König schon einmal sicherheitshalber an - und räumt ein, dass man den "normalen" Fahrgästen wegen des Besuchs von Benedikt XVI. einiges zumuten muss. Dazu zählt insbesondere die von der Polizei veranlasste Sperrung des wichtigsten Nahverkehrsknotens der Stadt - des U- und S-Bahnhofes Marienplatz.

U-Bahn-Höfe gesperrt Während der Papst am Samstagmittag an der Mariensäule betet, sollen unten sämtliche U- und S-Bahn-Züge nonstop durchrauschen, selbst das Sperrengeschoss wird vollständig geräumt. Und weil sich das große Ein-, Aus- und Umsteigen zwangsläufig in die umliegenden Stationen verlagert, droht auch an Odeonsplatz, Universität und Sendlinger Tor (nur U 3/U 6) die Sperrung wegen Überlastung.

Diese Bahnhöfe werden zwar zur Riemer Papstmesse am Sonntag wieder geöffnet - dafür fällt dann an fünf anderen Stationen im Osten der eiserne Vorhang. Josephsburg, Kreillerstraße und Messestadt Ost sind ganztägig dicht, Giesing und Trudering bis zum Ende des Gottesdienstes.

Mit der Sperrung will König die Kapazität der lediglich auf 16.000 Fahrgäste pro Stunde ausgelegten U 2 verbessern. Prinzip: Wenn die Züge nicht an jeder Station aufgehalten werden, können sie schneller und somit häufiger durchrauschen.

Bei der Station Messestadt Ost geht es um Sicherheitsfragen: Dieser Stopp läge allzu nah am Papstmesse-Gelände - die Massen sollen sich, ähnlich wie bei der Fröttmaning-Arena, per Fußmarsch entzerren. Damit am Innsbrucker Ring kein Umsteiger-Gewirr entsteht, halten dort die Züge der U 5 sonntags bis Gottesdienstende nicht an.

Verwaiste Tram- und Bus-Haltestellen Das massive Sperrgitter-Aufgebot, das während des Besuchs aus dem Vatikan die Innenstadt dominiert, hat zudem Auswirkungen auf Trambahnen und Busse. So muss die Linie 19 über Müllerstraße und Sendlinger Tor ausweichen - die Haltestellen Kammerspiele, Nationaltheater, Theatinerstraße und Lenbachplatz bleiben das gesamte Wochenende über verwaist. Weitere Umleitungen, Strecken-Kürzungen oder gar vorübergehende Stilllegungen sind bei zahlreichen Buslinien in der Innenstadt und im Münchner Osten zu erwarten.

Länger laufen, weniger umsteigen Für die MVG sind Papst-Samstag und -Sonntag dennoch Großkampftage - denn das Angebot auf vielen Linien und vor allem den Zubringern gen Riem wird erheblich ausgeweitet. So sind auf sämtlichen U-Bahn-Linien ausschließlich Langzüge unterwegs.

Auch einige Buslinien werden verstärkt. Da die Kapazität der U 2 für die erwarteten 250.000 bis 300.000 Besucher der Papstmesse bei weitem nicht ausreicht, appelliert König an die Pilger, längere Fußmärsche von anderen U- oder S-Bahn-Stationen in Kauf zu nehmen (siehe Grafik) und möglichst selten umzusteigen - vor allem nicht zwischen U- und S-Bahn.

Mitarbeiter und Plakate helfen 700 zusätzliche MVG-Mitarbeiter sollen im Einsatz sein, die Verkehrsunternehmen anderer Städte helfen mit Servicekräften aus. Ähnlich wie bei Fußball-WM oder Wiesn werden auf den wichtigsten Bahnsteigen Helfer an jeder Zugtür postiert. Eine Plakat-Aktion soll Ortsfremde mit dem MVV-Netz (und den papstbedingten Änderungen) vertraut machen.

Fahrräder verboten Kritisch dürfte es speziell nach der Riemer Messe zugehen, wenn alle auf einmal heimwärts strömen und die Lust auf lange Fußmärsche stark nachgelassen hat. König erwartet stundenlange Wartezeiten am Papst-Bahnhof Messestadt West, dem durchaus auch die zeitweise Sperrung wegen Überlastung blühen könnte. Sollte jemand in Begleitung seines Velos in Riem aufscheinen wollen: Die Fahrrad-Mitnahme in U- und S-Bahnen ist am Papst-Wochenende verboten.

U-Bahn im neuen Takt Die Änderungen bei den U-Bahnen: Die U 2 verkehrt von Samstag auf Sonntag die ganze Nacht hindurch (30-Minuten-Takt von 1 bis 3.15 Uhr, alle 15 Minuten bis 4 Uhr, danach Fünf-Minuten-, später Dreieindrittel-Minuten-Takt). Am Sonntag fahren alle U-Bahn-Linien von 4 Uhr an im Zehn-Minuten-Takt, U 4 (ab 5.30 Uhr) und U 5 (ab 4.30 Uhr) sogar alle fünf Minuten. Bei der Trambahn herrscht Zehn-Minuten-Takt, und ausnahmsweise sind am Sonntag auch die Linien 15, 16 und 21 im Einsatz (der 16er-Betrieb wird samstags bis 20 Uhr verlängert). Die Tram 27 fährt an beiden Tagen alle sieben bis acht Minuten.

Die Änderungen bei den Bussen im Detail: Stilllegung: Linien 53, 54, 123, 140, 141, 144 (samstags zeitweise, auch Umleitungen möglich), 193 (sonntags zeitweise). Verkürzte Strecke (mit Endstation stadteinwärts): an beiden Tagen Linien 52 (Sendlinger Tor), 100 (Königinstraße), 131 (Isartor), 154 (Abschnitt Tucherpark-Nordbad entfällt), 190 (Riem oder Messe West; sonntags Zusammenlegung mit 189).

Verlängerte Strecke: am Sonntag Linien 131, 154, 164, 167 (fährt normalerweise sonntags gar nicht), 187. Ein Blick in die ausgehängten Sonderfahrpläne empfiehlt sich zudem für Fahrgäste der Linien 139, 146, 152, 192 und 194.

© SZ vom 1.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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