Buga:"Wir haben ein wahres Blütenfeuerwerk"

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Die Buga läuft lange nicht so gut wie erwartet. "Man hätte vieles besser machen können, wenn man mehr auf die Planer gehört hätte", sagt der Landschaftsarchitekt Rainer Schmidt.

Doris Näger

Noch fünf Wochen läuft die Bundesgartenschau in Riem. Nur schwerlich wird sie noch genügend Besucher bekommen, um rentabel zu werden. Der Grund: Das Wetter war oft schlecht, viele Gäste waren enttäuscht von der Schau. Der Landschaftsarchitekt Rainer Schmidt ist für die Buga verantwortlich: Er hat alles außer dem Landschaftspark entworfen. Seiner Meinung nach hatte die Buga ein Kommunikationsproblem.

Der Architekt des Garten der Potenzen, Rainer Schmidt: "Was in der Buga-Werbung vermittelt wurde, stimmt nicht mit dem Buga-Konzept überein." (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Schmidt, sind Sie denn zufrieden mit der Resonanz auf die Buga?

Schmidt: Wir haben von der Fachpresse eine gute Resonanz, auch von den Berufskollegen. Vom normalen Besucher kommen sehr verschiedene Meinungen. Das rührt daher, dass wir etwas ganz Neues probiert haben: das Thema Perspektivenwechsel. Wir wollten die Geschichte von einem Däumling erzählen, der in unserer Welt spazieren geht. Er hat ganz andere Einblicke, weil er sehr viel besser sehen, hören und riechen kann. Der rote Faden zieht sich durch vom Eingangsbereich West durch das Blütenmeer, den Zellgarten, wo in jeder Zelle ein Perspektivenwechsel stattfindet, und so weiter.

SZ: Die Idee ist ja ganz schön. Aber sie kommt bei den Leuten nicht an. Ist die Buga zu kopflastig?

Schmidt: Wenn ein Besucher durchläuft, sieht er neue und schöne Sachen, die nicht zu kopflastig sind. Wenn das Basiswissen vorhanden ist, dass er ein Däumling ist, kann er auch die ganze Geschichte verstehen.

SZ: Aber viele Leute haben es nicht verstanden. Gibt es ein Kommunikationsproblem?

Schmidt: Ja, das gibt es. Im Wettbewerb war vorgeschrieben, dass man einen Kommunikationsdesigner im Team hat. Den hatten wir auch. Aber die Buga hat statt ihn eine Werbeagentur beauftragt, die den roten Faden nie kommuniziert hat. Was in der Buga-Werbung vermittelt wurde, stimmt nicht mit dem Buga-Konzept überein.

SZ: Konnten Sie nichts dagegen tun, dass der Kommunikationsdesigner ausgeschlossen wurde?

Schmidt: Wir haben dagegen protestiert. Wir haben Briefe geschrieben, haben auf die Buga-Geschäftsführer eingeredet. Aber da gab es dann wohl schon andere Versprechungen, so dass sich da nichts mehr machen ließ.

SZ: Sie schieben den Schwarzen Peter an die Buga-Geschäftsführung weiter?

Schmidt: Nicht unbedingt. Die Buga ist ganz schön geworden. Nur wäre sie noch sehr viel besser gewesen, wenn die Kommunikation dem Konzept besser entsprochen hätte, wenn zum Beispiel der elektronische Führer mit den planerischen Gedanken übereinstimmen würde.

SZ: Aber ohne Erklärung kann man die Buga nicht verstehen. Sie überfordern damit den Durchschnittsbesucher.

Schmidt: Mein Ziel war, dass der Besucher Freude hat. Im Blattgarten haben wir ein Blatt vergrößert, in dem die Blattadern die Wege geworden sind - zwischendrin blühen zurzeit zehntausend Dahlien. Das ist eine solche Pracht - da muss man kein Konzept verstehen.

SZ: Was empfehlen Sie dem Buga-Besucher momentan?

Schmidt: Zurzeit steht der Spätsommerflor in voller Blüte. Wir hatten ja am Anfang Diskussionen, dass es zu wenige Blumen gebe. Das ist uns die ganze Buga-Zeit nachgelaufen. Aber schon seit dem Sommer hat sich das verändert. Wir haben ein wahres Blütenfeuerwerk. Zurzeit blühen in den Parallelen Gärten - auf den größten zusammenhängenden Staudenflächen, die es je auf einer Buga gab - der Sonnenhut und die Indianernessel, die Sonnenblumen und die Rosen. Es ist ein riesiges Erlebnis, durch dieses Blütenmeer hindurchzugehen.

SZ: Aber es gibt noch andere Kritik: dass es zu wenige Sitzgelegenheiten und zu wenig Schatten gibt, die Wege zu lang, die Linien zu gerade sind.

Schmidt: Die Buga hat auf der einen Seite den Landschaftspark und auf der anderen den Ausstellungsbereich. Dieses Konzept ist ein Problem. Wenn ich nochmal eine Buga planen würde, würde ich nicht mehr diese Trennung vollziehen, sondern versuchen, den Ausstellungsbereich in den Park zu integrieren. Daher kommen die langen Wege.

SZ: Sitzmöglichkeiten?

Schmidt: Das ist ein Kostenproblem. Die Buga hatte einen gedeckelten Haushalt, da hat man am Schluss an vielen Stellen gespart. Aber man kann sich auch auf Einfassungen, Mauern, Böschungen und den Rasen setzen. Man braucht nicht unbedingt Bänke.

SZ: Zu wenig Schatten?

Schmidt: Wir haben einen sehr jungen Landschaftspark, der erst in 20 Jahren ausgewachsen sein wird. Und der Zellengarten und der Blattgarten sind nur temporäre Flächen. Da kann man keine Bäume pflanzen. Die müsste man hinterher wieder ausgraben oder fällen.

SZ: Hat die Buga am falschen Ende gespart?

Schmidt: Vielleicht insofern, als die Buga zu groß geworden ist. Bei uns ist viel Geld abgezogen worden, um damit in den Eingangsbereich Süd zu investieren. Vielleicht hätte man den in dieser Größenordnung nicht gebraucht.

SZ: Sie stehen der Geschäftsleitung kritisch gegenüber.

Schmidt: Wir waren ja nur für Teilbereiche verantwortlich. Bei anderen Bugas war ein Architekt für alles zuständig. Aber es gab auch Fälle, in denen es mehr Reibereien und Streitereien gab als in München. Bei uns war das sehr harmonisch. Und ich verstehe mich mit beiden Geschäftsführern recht gut. Aber man hätte vieles besser machen können, wenn man mehr auf die Planer gehört hätte.

© SZ vom 06.09.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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