Buga 2005:Das "Wunderwerk der Natur" - ein Millionengrab

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Schlechte Noten für die Buga: OB Christian Ude rechnet mit einem kräftigen Defizit - schuld sollen Hitze, Regen und die elitäre Planung sein.

Von Alfred Dürr

Raus ins Grüne, Politik in freier Natur. Nach diesem Motto hielt die CSU-Fraktion am vergangenen Montag ihre wöchentliche Sitzung nicht in ihren Rathaus-Räumen, sondern auf dem Gelände der Bundesgartenschau (Buga) in der Messestadt Riem ab. Ein Ausflug, um sich unmittelbar ein Bild zu verschaffen.

Beeindruckendes, überdimensionales Nest: Doch vielen Besuchern will es nicht so recht gelingen, sich darin wie ein Vogel zu fühlen. (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Die Buga sieht sich zunehmend massiver Kritik ausgesetzt. Große Schlagzeilen, die von einem "Mega-Flop" und einem "Millionen-Defizit" künden, bestimmen das Bild. Und im Bayerischen Fernsehen zeigt man nur einen kargen Landschaftspark und titelt den Beitrag "Der Buga-Skandal".

Fragt man zwei CSU-Stadträte über ihre Eindrücke nach der Fraktionssitzung und einem Rundgang über das Gelände, bekommt man zwei sehr unterschiedliche Antworten. Während der eine von dem "besonderen Konzept und der gelungenen Umsetzung" der Schau schwärmt, winkt der andere nur enttäuscht ab. Viele Blumen habe er wirklich nicht gesehen.

Ude glaubt nicht mehr an Wunder

An dieser Buga scheiden sich die Geister, und sicher ist nur: Die Besucher-Zahlen bleiben klar hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück. Bis zu vier Millionen Menschen erhoffte man sich bis zum Ende der Schau am 9. Oktober. Damit die Stadt nicht draufzahlen muss, sollten es mindestens 3,7 Millionen sein. Jetzt liegt man erst bei rund 1,25 Millionen Besuchern.

Selbst der Vorsitzende des Buga-Aufsichtsrats, OB Christian Ude, glaubt nicht mehr an Wunder: "Wie deutlich wir unser Ziel verfehlen werden, ist allerdings noch völlig offen." Drei bis vier Millionen Euro Defizit seien eine realistische Annahme.

Ude verteidigt es, dass die beiden Buga-Geschäftsführer einen Anteil an den Sponsorengeldern bekommen, die sie beibringen. Sie hatten fünf Millionen Euro an Spenden organisieren können. Ude: "Ohne diese enorme Anstrengung wäre das Buga-Defizit noch größer geworden."

Die Hoffnungen richten sich nun auf die Urlaubsmonate August und September, die noch einmal einen kräftigen Schub bringen sollen. Außerdem hatte sich der Aufsichtsrat vor kurzem zu einer Reihe von Maßnahmen entschlossen, um den Park attraktiver zu machen. Das bezog sich auf die Ausgestaltung und ein besseres Informationssystem - vor allem präsentierte man aber ein günstigeres Abendticket.

Am Preisgefüge soll nun nichts mehr geändert werden, verlautet aus dem Gremium. Sonst würden die Menschen ja nur warten, bis die Tickets vielleicht noch günstiger würden.

Besucher stimmen in Lobeshymnen nicht mit ein

Noch erinnert man sich an das rauschende Auftaktfest am 28. April bei herrlichem Wetter. Kritische Stimmen waren damals von den Offiziellen nicht zu hören. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber schwärmte von einem "Wunderwerk der Natur". Natur und Kunst seien eine harmonische Verbindung eingegangen.

OB Ude hatte die Lacher auf seiner Seite, als er das besondere Buga-Konzept des "Perspektivenwechsels" im überdimensionalen Zellgarten so beschrieb: "Die Besucher werden zur Schnecke gemacht." Der Ansturm auf die Dauerkarten vor Beginn der Buga übertraf alle Erwartungen.

Ganz offensichtlich fiel es dann aber vielen Besuchern schwer, sich in den kargen Ausstellungsteilen wie ein Vogel, ein Maulwurf oder eben wie eine Schnecke zu fühlen. Dazu kamen lange, schnurgerade Wege und eine anfangs eher spärliche Blumenpracht.

Auf die traditionellen Gartenschau-Besucher wurde mit dem modernen Konzept zu wenig Rücksicht genommen. Bei jüngeren und aufgeschlossenen Besuchern, so hatten erste Statistiken gezeigt, kommt es besser an.

Ufer aus Betonplatten verhindert

Und das Wetter? Es hat viel Schuld an der Misere. Schnee und Eis kurz vor der Eröffnung, ein bisschen Sonne zu Beginn, dann in rascher Folge Regen, Gluthitze, Regen und nochmal Regen. Und das in einem Park, der als Sieger aus einem Wettbewerb hervorging und der in der Fachwelt hoch gelobt wurde. Der aber nicht zu einem richtigen Volkspark geworden ist, wie es nun in den Diskussionen hinter den Rathauskulissen heißt.

Vom "Scheitern elitärer Ansprüche" ist die Rede. So hat der Plan des Wettbewerbssiegers beispielsweise vorgesehen, dass der Badesee kunstvoll mit Betonplatten gesäumt werden sollte. Der Aufsichtsrat konnte nur gegen allerheftigsten Widerstand ein Ufer mit Wiesen durchsetzen.

© SZ vom 14.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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