"Viele Münchnerinnen und Münchner sind in der Hochhaus-Frage richtig aufgeschreckt, als der 146 Meter hohe "Vierkantbolzen" Uptown Munich fertiggestellt war und die Jahn-Doppelscheibe Highlights, hinter dem Siegestor, immer höher empor wuchs, als damit deutlich wurde, dass auch vor der Zerstörung der Stadtgestalt nicht halt gemacht wird.
Dann kamen Aussagen wie zum Beispiel: "Wie kann man München nur so verschandeln?", "Wer hat dies verbrochen?", "Wir wollen kein zweites Frankfurt werden!". Spitzenarchitekten sprachen von "importierter Imitationsarchitektur" (Prof. Rolf Kücker), von "gesichtloser Meterware" (Stephan Braunfels), von "renommiersüchtiger Überdimensionierung" (Prof. Dr. Gerd Albers).
Seit diese "Sündenfälle" sichtbar geworden sind, bekamen wir von den Münchnerinnen und Münchnern ständig mehr Zuspruch. Die Initiative-Unser-München hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass sich die Menschen ein Bild von dem machen können, was mit überzogenen Hochhäusern auf sie zukommt.
Die Information und Aufklärung durch Verwaltung und Stadtrat ließ sehr zu wünschen übrig. Viele Münchnerinnen und Münchner vernahmen erstaunt, dass an drei weiteren Stellen (Isar-Süd, Hultschiner Straße, Birketweg) noch sieben Türme mit Höhen bis zu 148 Metern schon geplant sind, die alle Münchner Baumaßstäbe sprengen, aber noch verhindert werden können.
Mit großer Genugtuung stellen wir fest, dass es für die hartnäckig verfolgten vier Hochhäuser am Birketweg nicht einmal mehr im Stadtrat eine Mehrheit gibt. Wir werten dies als den ersten großen Erfolg der Initiative unser München zusammen mit der engagierten Bürgerschaft. Der Feriensenat vom 25.08.04 musste die Höhe auf maximal 60 Meter begrenzen und festlegen, dass durch die Bebauung in diesem Bereich keine Beeinträchtigung des Nymphenburger Schlossrondells erfolgen darf. Damit ist die erste Forderung unserer Initiative formal erfüllt, endgültig gesichert ist sie noch nicht.
Immer stärker setzt sich die Erkenntnis durch, dass der Charakter unserer Stadt, die Individualität Münchens, erhalten werden muss. Mit der noch relativ geschlossenen Stadtsilhouette hat München einen enormen Standortvorteil. Unsere Stadt gehört weltweit zu den wenigen großen Städten wie zum Beispiel Florenz, Rom oder Budapest, die sich noch eine zu verteidigende Stadtsilhouette bewahrt haben.
Bei der verfehlten Hochhauseuphorie wird völlig außer Acht gelassen, dass sich die wirtschaftliche Situation auch in München dramatisch verändert hat. In München werden am Ende des Jahres nach Aussagen von Fachleuten mehr als 2 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer stehen, Platz für weit mehr als 100.000 Büroarbeitsplätze. Auch in den neuen Hochhäusern stehen Tausende von Büros leer.
Ein an der Domagkstraße längst beschlossenes 80 Meter-Hochhaus wird vom Investor erst gar nicht begonnen. Siemens und andere große Unternehmen verlagern auch aus unserer Stadt immer mehr Arbeitsplätze in Billiglohnländer (Osteuropa, Indien, China).
Wer soll denn das noch verstehen, dass immer noch weiter Hochhäuser beschlossen und gebaut werden sollen, wenn die gerade gebauten leer stehen. Bei Leerstand zahlen wir als Steuerzahler auch noch die Verlustabschreibung der Investoren. Noch dümmer geht's wirklich nicht!
München ist ohne Hochhäuser eine europäische Metropole geworden. Unser noch relativ geschlossenes, beliebtes Stadtbild ist und bleibt für Wirtschaft und Fremdenverkehr genauso ein positiver Standortfaktor, wie die kulturelle Vielfalt und die großen Freizeitmöglichkeiten der Stadt.
Weil wir beim Stadtrat überhaupt keine Bereitschaft gefunden haben, auf diese dramatische Entwicklung einzugehen, haben wir die Initiative-Unser-München gegründet und ein Bürgerbegehren eingeleitet. Unser Ziel ist es, mit allen interessierten Bürgern der Stadt der bedenklichen Entwicklung Grenzen zu setzen. München darf keine beliebige 08/15-Hochhausstadt werden, wie es sie weltweit tausendfach gibt. München muss seine Individualität bewahren.
Mit Ihrer großen Unterstützung (35.000 Unterschriften) haben wir erreicht, dass Sie, nämlich alle Münchnerinnen und Münchner, im Bürgerentscheid abstimmen können, wie Ihre Stadt in Zukunft aussehen soll. Jetzt kommt es allein auf Sie an. Wir bitten Sie herzlich: Engagieren Sie sich, gehen Sie zur Wahl! Die Münchner Bürgerinnen und Bürger können und werden gewinnen, aber sie müssen die Mühe der Abstimmung auf sich nehmen."