Bürgerbegehren:Rettungsaktion für das Deutsche Theater

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Die Initiatoren glauben, dass sich das Haus günstig sanieren lässt - die Stadt verhandelt mit Investoren.

Alfred Dürr

Jetzt soll ein Bürgerbegehren das Deutsche Theater vor der Schließung bewahren. Für eine teure Generalsanierung fehlt der Stadt das Geld. Die Initiative "Rettet das Deutsche Theater" wirbt für einen anderen Weg: Das Haus lasse sich auch mit einem überschaubaren finanziellen Aufwand weiter betreiben. Gestern startete offiziell die Unterschriftensammlung.

"Waterloo", "The Winner Takes It All", "Thank You For The Music" oder "Mamma Mia" - irgendwie passen die Hits der aktuellen Show "Abbamania" im Deutschen Theater auch zur Debatte um die Zukunft des Hauses. (Foto: Deutsches Theater)

Das Deutsche Theater hat nur noch eine sehr kurze Gnadenfrist. Geplant ist, dass der Stadtrat am 2. Juli endgültig darüber entscheidet, wie die schwierige Sanierungsproblematik zu lösen ist und wann das Haus an der Schwanthaler Straße möglicherweise für immer geschlossen wird. Auf Dauer könne der gesamte Baukomplex nur erhalten werden, wenn man die vom Baureferat errechnete Summe von knapp 140 Millionen Euro investiere, so die Position von Oberbürgermeister Christian Ude. Doch dieses Geld könne die Stadt nicht aufbringen.

Der grüne Bürgermeister und Aufsichtsratschef Hep Monatzeder bestätigte, dass er in dieser Woche "mit mehreren sehr potenten Investoren" verhandelt habe. Diese wollten einen Einstieg prüfen: "Es hat keiner Nein gesagt." Trotzdem wird es eng um das Traditionstheater im Bahnhofsviertel. Deswegen will die Initiative "Rettet das Deutsche Theater" die Münchner selbst über die Zukunft des Hauses beschließen lassen. 27000 zustimmende Unterschriften sind die Voraussetzung für das eigentliche Verfahren eines Bürgerentscheids, an dessen Ergebnis der Stadtrat dann gebunden ist.

"Sind Sie dafür, dass die Landeshauptstadt München die unveränderte Fortführung des Deutschen Theaters in München am bisherigen Standort sicherstellt und dafür umgehend alle zwingend erforderlichen Maßnahmen durchführt sowie die dazu notwendigen Mittel bereitstellt?" - Mit Unterschrift, Adresse und Geburtsdatum in der Liste unter diesem Text kann jeder Münchner den Bürgerentscheid beantragen. Das ist die Phase des "Bürgerbegehrens".

Sobald die notwendige Zahl der Eintragungen vorliegt - die Initiatoren rechnen damit, dass es im Juli soweit sein wird - erfolgt die Abstimmung im Rahmen des Bürgerentscheids. Mindestens 10 Prozent der wahlberechtigten Münchner Bürger müssen mit "Ja" votieren (das sind ungefähr 90.000 Personen), damit der Entscheid im Sinn der Initiatoren erfolgreich ist.

Zu diesen Initiatoren gehören der frühere Bürgermeister Winfried Zehetmeier, der ehemalige Messe-Geschäftsführer Karl-Dieter Demisch und der Liedermacher Peter Horton. Unterstützt wird das Bürgerbegehren auch von der Schriftstellerin und Moderatorin Amelie Fried, der Schauspielerin Michaela May sowie weitere Prominente aus Kultur und Wirtschaft. Sie glauben, dass die große Mehrheit der Münchner nicht bereit sein wird, das Haus für immer zu opfern.

Der Abstimmungstext für das Bürgerbegehren nennt keine Zahlen. Vor der Presse war gestern von einem geschätzten Aufwand von drei bis vier Millionen Euro für Instandhaltungs- und Sofortmaßnahmen die Rede. Damit sei der Theaterbetrieb für die nächsten Jahre gesichert. Die vom Baureferat empfohlene Generalsanierung sei dagegen erst in 10 bis 15 Jahren erforderlich. Zehetmeier: "Wir diskutieren über die Schließung wegen einer unbezahlbaren Generalsanierung, deren unbedingte Notwendigkeit von keiner Behörde festgestellt worden ist." (Siehe auch Münchner Kultur)

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