Bürgerbegehren:"Hier können Sie unterschreiben"

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Die "Initiative Unser München" hat in der Fußgängerzone das Bürgerbegehren gegen Hochhäuser gestartet.

Von Alfred Dürr

"Sind Sie auch gegen neue Hochhäuser und hässliche Vierkantbolzen? Dann können Sie gleich hier unterschreiben." Der SPD-Landtagsabgeordnete Ludwig Wörner spricht Passanten an und bittet sie zu einer improvisierten Sitzgruppe: zwei wackelige Klappstühle, ein kleiner Campingtisch.

Da liegen die Listen der Anti-Hochhaus-Initiative "Unser München". Zwischen Laternenpfähle ist das Plakat mit Münchens Prachtsilhouette gespannt - natürlich trüben hier keine Monstertürme die Sicht auf das Alpenpanorama. So soll es schließlich bleiben.

Gleich daneben sieht man das Grauen in Großaufnahmen: Beispiele für die Münchner "Hochhaus-Orgie". Dann eine Tafel mit der Schrift von Alt-OB Georg Kronawitter: "Helfen Sie uns! Zusammen schaffen wir es. München soll seinen Charme und seine Unverwechselbarkeit bewahren und nicht zu einer 08/15-Hochhausstadt werden, wie es sie weltweit 1000-fach gibt!!"

"Unser München" hat gestern in der Theatinerstraße damit begonnen, Unterschriften für das Bürgerbegehren gegen drei geplante Neubau-Projekte (am Hirschgarten, in der Siemenssiedlung Isar Süd und in Steinhausen) zu sammeln. Eigentlich wäre man gern vor die Feldherrnhalle gezogen, um den Bürgern direkt die Sichtachsenbeziehung in Richtung Siegestor mit dem neuen Hochhaus "Highlight-Towers" im Hintergrund vorzuführen. Aber die Stadt erlaubt prinzipiell keine Info-Stände auf dem Odeonsplatz.

Mindestens 27.000 Münchner (das sind drei Prozent der Wahlberechtigten) müssen sich eintragen, damit der eigentliche Bürgerentscheid gegen neue Hochhäuser eingeleitet werden kann. Ein zeitliches Limit für das Ausfüllen der Listen gibt es nicht.

Von einem Ansturm auf den Stand kann man nicht gerade sprechen, aber die Leute bleiben stehen, sie diskutieren und unterschreiben. Zügig füllen sich die Seiten. "Ich als gebürtiger Frankfurter weiß, was man mit Hochhäusern anrichten kann", sagt ein älterer Herr. Andere kritische Stimmen: "Wir haben da in Milbertshofen so einen Kasten, der mir gar nicht gefällt." "Glastürme passen nicht nach München, wir sind schließlich nicht Amerika." "Schon diese amerikanischen Namen für die Hochhäuser, da tut man sich ja hart, die auszusprechen." "Ich bin gegen die Planungsdiktatur der Stadt."

Jetzt ist auch die treibende Kraft des Bürgerbegehrens, Alt-OB Georg Kronawitter, eingetroffen. Als erstes trägt er sich in die Liste ein. Dann lächelt er etwas gequält - da sind nämlich plötzlich auch andere Meinungen zu hören. "Mir gefallen Hochhäuser, wir müssen doch auch ein bisschen mit Frankfurt mithalten", so ein Mann, der sich als Dachauer ausgibt. "Ich liebe Türme, von oben kann man alles so schön sehen", sagt ein anderer Passant.

Karl Hofmann, von der Anti-Hochhaus-Initiative fasst es nicht: "Dann bauen wir halt eine riesige Stadtmauer um München. Ein Zapfen nach dem anderen wächst aus dem Boden." Man werde eine Mehrheit bekommen, so Hofmann. Diese Woche sind die Stände vormittags, von 10 Uhr an, in der Theatinerstraße, nachmittags, von 15 Uhr an, am Sendlinger-Tor-Platz aufgebaut.

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