Buchvorstellung:Es funktioniert!

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Der Gedankenleser Thorsten Havener hat ein Buch über seine Kunst geschrieben. Die funktioniert sogar, wenn man gar nicht daran glaubt.

Angela Ullmann

Thorsten Havener kann auch nicht immer Gedanken lesen. Aber er kann es überraschend oft. Er liest zuverlässig, an welche Zahl zwischen Hundert und Tausend, an welche Person oder sogar an welches Wort man denkt.

Thorsten Havener hat ein Buch über Gedankenlesen geschrieben. (Foto: Foto: oh)

So geschehen am Mittwoch mit "321", "Maximilian" und "Dornengestrüpp" im Café Glockenspiel in München - bei der Vorstellung seines neuen Buches "Ich weiß, was Du denkst. Das Geheimnis, Gedanken zu lesen" (Rowohlt Verlag, Reinbek 2009, 192 Seiten, 12 Euro). Die feinen Damen mittleren Alters waren allesamt sprachlos, ein netter Nebeneffekt von Haveners Show. Wie macht er das bloß?

Der Saarländer spricht sehr schnell und lässt sich nur bei gut inszenierten Pointen vom Publikum einholen. Gerade das ist wesentlicher Bestandteil seiner Show.

Wie ein Zauberkünstler lenkt er die Aufmerksamkeit der Zuschauer in die gewünschte Richtung und ist ihnen stets ein paar Schritte voraus. Auch weiß er die Leute, die er auf die Bühne einlädt, zu beeinflussen. Bei der Frage, in welcher Hand sich die Münze befindet, verliert er nur sehr selten. Er beobachtet sein Gegenüber sehr genau, ohne dass es diesem auffallen würde.

Havener, ein studierter Übersetzer, erklärt, dass Gedanken kleinste Bewegungen auslösen, die die meisten Menschen gar nicht wahrnehmen würden. Dabei gelte es, die selektive Wahrnehmung zu überwinden und das Gesamtbild zu erkennen.

Unglaublich rasch registriert er kleinste Details von Sprache und Mimik, Körperhaltung, Bewegung oder Kleidung und kombiniert diese mit Bauchgefühl und Erfahrung. Und wenn er dennoch einmal falsch liegt, sorgt er mit Charme dafür, dass man trotzdem lacht.

Beim Versuch, die Gedanken einer jungen Frau an einen von ihr gewählten "interessanten" Gegenstand, den jemand aus dem Publikum in der Hosentasche hatte, zu lesen, weiß Havener bereits, dass es keine allzu großen Gegenstände sein können.

Auch schätzt er die junge Frau ein, die ihn während des Lesens am Handgelenk hält. Welche Gegenstände könnte sie auswählen? Bei welchen Worten wird ihr Griff fester, bewegt sich ihre Hand? Dem faszinierten Publikum kann dabei leicht entgehen, dass Havener die unendlichen Möglichkeiten einzuschränken versteht und mit dem Einschätzen einer Person schon beim ersten Augenkontakt beginnt.

Dennoch ist Havener, der, wie er sagt, keine übersinnlichen Kräfte besitzt, so gut, dass man sich nicht erklären kann, wie er durch Gedankenlesen die Zeichnung einer Zuschauerin nachmalen konnte. Das Schöne an Haveners Show ist, dass seine Kunst auch dann funktioniert, wenn man nicht daran glaubt.

© SZ vom 20.02.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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