Bruno-Hype:"Bären sind eine Metapher für Sexualität"

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Er sorgte dieses Jahr für Schlagzeilen - jetzt bekommt der tierische Medienstar eine eigene Ausstellung im Münchner Stadtmuseum.

Claudia Schuh

Der kleine Christian kniet in Lederhosen auf dem Boden und grinst in die Kamera. Seinen Teddy Bruno hält er im Arm. Gut 50 Jahre später ist der Bub Oberbürgermeister der Stadt München. Und der Namensvetter seines Teddys, ,,Problembär Bruno'', Kult.

Noch immer ist nicht eindeutig klar, was aus den Überresten von Bruno alias ,,JJ1'' werden soll, den Jäger im Juni im Rotwandgebirge oberhalb des Schliersees abschossen.

Nun gibt er den Anlass für eine kleine Ausstellung, für die das Stadtmuseum allerlei bärige Objekte zusammengetragen hat. Diese sind auch im Museumskalender 2007 abgebildet, dem so genannten Museums-Memo.

"Wir fanden das Wahnsinn"

Kurator Helmut Bauer hat neben dem Kinderbild von OB Ude Zeichnungen, Drucke, Ziehbilder, Bücher, Holzschnitzereien und Porzellan auf wenigen Quadratmetern Ausstellungsfläche versammelt.

,,Wir fanden das Wahnsinn, welche Präsenz Bruno in den Medien hatte'', sagt er. Der Beweis für den Hype liegt unter einer Glasvitrine: großbuchstabige Bruno-Schlagzeilen, die trotz der Fußball-WM wochenlang die Gazetten füllten.

52 Bären-Abbildungen beinhaltet der Museums-Kalender: pro Woche ein Foto mit ausführlichen Erklärungen. Fast alle Motive aus dem Kalender sind auch im Museum ausgestellt: Tanz-, Porzellan- und Zirkusbären, Berliner Bären und Plüschbärchen.

Kurator Bauer erklärt, Bären seien auch eine Metapher für Sexualität. ,,Der Jäger steht für die Moral'', sagt er. Die gejagte Spezies ist in den verschiedensten Variationen ausgestellt: vom possierlichen Teddy bis zum bedrohlich-wilden Raubtier.

,,Wissenschaftlich erarbeitet ist die kleine Schau nicht,'' gibt Bauer zu. ,,Wir haben eher geschaut: Wo ist überall ein Bär drauf.'' Herausgekommen ist dafür ein hübsches Panoptikum, das nicht nur Bruno-Fans gefallen dürfte.

,,Viel Münchnerisches haben wir zusammengetragen'', sagt Museums-Chef Wolfgang Till. 95 Prozent stammen aus Lagerräumen und Vitrinen des eigenen Hauses.

Ein Münchner-Promi-Bär fehle jedoch im Stadtmuseum, bedauern die Ausstellungsmacher: Das ausgestopfte Tier Thomas Manns, auf dessen Tatzen Besucher seinerzeit ihre Visitenkarte legten.

Das Original steht im Münchner Literaturhaus. Den Abschluss des Kalenders bildete eine Lakritz-Schnecke. Zur Erklärung für alle Nordlichter: Die schwarze Süßigkeit heißt in Süddeutschland auch ,,Bärendreck''.

© SZ vom 20.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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