Bombenattrappen:"Täter wollen Angst und Schrecken verbreiten"

Lesezeit: 2 min

Die Münchner Kripo ermittelt, ob die beiden Bombenattrappen von dem selben Täter stammen. Bislang gibt es keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund.

Dennis Lantzberg

Nachdem am Wochenende zwei täuschend echt aussehende Bombenattrappen am S-Bahnhof Moosach und in einem Intercity-Zug bei Aschaffenburg gefunden wurden, hat nun die Münchner Polizei die Ermittlungen übernommen. Die Entscheidung dazu habe das Innenministerium am Mittwoch getroffen, teilte Polizeisprecher Peter Reichl mit. Es bestehe eine auffällige Übereinstimmung bei der Konstruktionsweise der beiden vermeintlichen Sprengsätze.

Der Zug in Aschaffenburg wurde evakuiert. (Foto: Foto: ddp)

Am vergangenen Samstag, um kurz vor 19 Uhr, hatte ein Reinigungstrupp am Moosacher S-Bahnhof eine Tasche gefunden. Darin befand sich eine Flasche, gefüllt mit einem Acetongemisch, ein Radio und ein Zettel mit arabischen Schriftzeichen. Der Bahnhof wurde komplett geräumt; ein Team des Landeskriminalamts untersuchte die Tasche und gab Entwarnung: Der Inhalt war nicht explosionsfähig.

Bereits am Tag zuvor, am Freitagnachmittag, hatte ein Unbekannter eine Tasche mit ganz ähnlichem Inhalt im Intercity von Mittenwald nach Dortmund deponiert. Kurz vor Aschaffenburg war die vermeintliche Bombe entdeckt worden, der Zug mit etwa 450 Fahrgästen wurde ebenso evakuiert wie Teile des Hauptbahnhofs von Aschaffenburg. Auch hier erwies sich die Konstruktion nach eingehender Überprüfung als ungefährlich.

Für die Polizei sind beide Aktionen jedoch kein Spaß: Eine Sonderkommission des Staatsschutzes ermittelt jetzt in beiden Fällen. Es handele sich "nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um eine schwere Straftat", wie Polizeisprecher Reichl betont.

Grund für die Zusammenlegung der Ermittlungen in München sei zum einen, dass die Bombenattrappen sich in ihrer Bauweise sehr ähnlich waren. Darüber hinaus vermutet die Polizei auch einen räumlichen Zusammenhang: Der IC von Mittenwald nach Dortmund hält nicht nur in Aschaffenburg, sondern unter anderem auch am Münchner Hauptbahnhof. Deswegen glaubt die Polizei, es möglicherweise mit einem Täter aus München zu tun zu haben.

Politischer Hintergrund nicht zwingend

Die genaue Zusammensetzung der Flüssigkeiten werde noch kriminaltechnisch untersucht. Nähere Angaben, etwa zur Konstruktionsweise der Attrappen, lehnte Reichl mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen ab. Die beiden Taschen würden derzeit "minutiös auf DNS-Spuren untersucht" - so will die Polizei die Theorie eines einzelnen Täters erhärten, die derzeit nur durch die ähnliche Bauweise der Attrappen gestützt wird. "Es muss nicht zwingend der gleiche Täter sein," gibt Reichl zu bedenken.

Der arabische Text, der an der Moosacher Attrappe befestigt war, bietet indes keinen Anlass zu Spekulationen um einen politischen Hintergrund. "Das ist ein unbedeutender Text aus einer frei zugänglichen Quelle," sagt Reichl. Mit der Bombe habe er nichts zu tun. Die Einschaltung des Staatsschutzes erklärt Reichl damit, dass "diese Trittbrettfahrer offensichtlich Angst und Schrecken in der Bevölkerung verbreiten wollen".

Um weitere Nachahmer abzuschrecken, werden die Ermittlungen nun mit Hochdruck betrieben, um so schnell wie möglich einen Erfolg vorweisen zu können. Werden der oder die Täter gefunden, drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.

© SZ vom 1.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: