Bogenhausen:Togal-Werke werden zum Wohnquartier

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Ein weiteres Stammgelände einer Traditionsfirma verschwindet von der Bildfläche: Nach dem Aus für die Produktion entstehen im Areal der Togal-Werke in Bogenhausen mehrere Neubauten.

Alfred Dürr

Ein weiteres Stammgelände einer Münchner Traditionsfirma verschwindet von der Bildfläche. Das seit gut 90 Jahren bestehende Areal der Togal-Werke in Bogenhausen, zwischen dem prächtigen Bürgermeistergarten mit seinen alten Bäumen und der fast schon schlossartigen Anlage des Bundesfinanzhofs, ist an die Bayerische Hausbau verkauft worden. Wo einst Schmerztabletten hergestellt wurden, soll es bald 60 Eigentumswohnungen "in gehobenem Segment" und moderne Büros geben.

Ehemaliges Gasthaus auf dem Togal-Gelände. (Foto: Robert Haas)

Teilweise werden die alten Produktions- und Verwaltungsstätten zwischen der Ismaninger-, Törring- und Händelstraße abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Dazu gehören ein dreigeschossiges Fabrikationsgebäude, zwei Erweiterungsbauten und eine Garage. Der neubarocke Bau des ehemaligen Gasthauses, der unter Denkmalschutz steht, bleibt erhalten und wird renoviert. Er entstand 1900 nach den Plänen des Architekten Paul Pfann, der ein Schüler von Friedrich von Thiersch und Paul Wallot war. Zu seinen wichtigsten Werken zählt die Münchner Haupt in Sendling, der Sitz der königlich privilegierten Haupt-Schützengesellschaft.

Im Innenhof des ehemaligen Togal-Grundstücks befindet sich der Georgi-Brunnen. Er wurde 1901 von Heinrich Düll und Georg Petzold, den Schöpfern des Friedensengels, gestaltet. Auch der Brunnen steht unter Denkmalschutz, genauso wie die historischen Mauerpfeiler an der Händel- und Ismaninger Straße. Für die künftigen Bewohner soll es einen ruhigen und begrünten Hof mit dem Brunnen als Mittelpunkt geben.

Mit der Umgestaltung des Areals, das bereits Ende vergangenen Jahres verkauft worden war, soll es nun zügig vorangehen. Im Sommer will die Bayerische Hausbau zusammen mit der Stadt den städtebaulichen Realisierungswettbewerb ausloben. Im Herbst rechnet man mit dem Ergebnis. Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens könnte es Ende 2012 mit dem Bauen losgehen. Fertig wäre das neue Ensemble dann 2014.

Hausbau-Chef Jürgen Büllesbach stellt sich "exquisites Wohnen in einer Kombination aus historischen und neuen Gebäuden" vor. Das Ganze umgeben von "malerischem Grün". Damit wird also das gesamte Quartier mit dem Nachbargrundstück an der Törring- und Montgelasstraße zu einem noblen Wohngebiet in Münchens ältestem Villenviertel ausgebaut. Die Firma Frankonia Eurobau errichtet dort zurzeit Luxuswohnungen mit Quadratmeterpreisen von bis zu 14000 Euro. Das Projekt besteht aus zwei großen Baukörpern. Der eine ist L-förmig entlang der Törring- und Montgelasstraße angeordnet, enthält 17 Wohnungen und Büroflächen und wird von dem Münchner Büro Steidle Architekten geplant. An der Händelstraße wächst eine Stadtvilla mit klassizistischem Erscheinungsbild (Kahlfeld Architekten, Berlin) empor. 14 Wohnungen sind dort vorgesehen. Mit dem Verschwinden des Togal-Werks ändert sich also auch ein Stück Bogenhausener Geschichte.

1914 gründete Gerhard F. Schmidt das "Kontor Pharmacia" für das "souveräne Schmerzmittel Togal" und wurde weltbekannt damit. 1938 kam Efasit Fußpflege dazu, ein weiterer Gewinnbringer. Doch in den vergangenen Jahren geriet Togal in eine wirtschaftliche Schieflage und wurde umstrukturiert. Eine eigene Herstellung gibt es inzwischen nicht mehr. Die Verwaltung des Unternehmens hat ihren Sitz seit kurzem in den "Fünf Höfen" in der Innenstadt.

© SZ vom 08.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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