Billy-Idol-Konzert:Der springende Punk

Lesezeit: 2 min

Sex in der Stimme und ein Sixpack, das sich sehen lassen kann. Billy Idol brachte bei seinem Münchner Konzert nicht nur die Frauen ins Schwärmen, sondern bewies auch, dass Rock keine Frage des Alters ist.

Beate Wild

Wasserstoffblond, rotzig und skandalumwittert, so hat man Billy Idol im Gedächtnis. Doch schon seit Jahren ist es ruhig geworden um den Rockrebellen der Achtziger. Auch sein letztes Album "Devil's Playground" vor drei Jahren verhalf ihm nicht zu einem fulminanten Comeback.

Billy Idol beim Auftakt seiner Deutschlandtour vor wenigen Tagen in Leipzig. (Foto: Foto: dpa)

Eigentlich lebt die Legende Billy Idol vor allem von seinen alten Hits, die er damals auf dem Zenit seiner Karriere hatte. Deshalb war die Überraschung um so größer, als dieser Mann am Sonntagabend die Bühne auf dem Münchner Tollwood-Festival betrat.

Man hätte eher einen alternden, abgerockten Sänger erwartet, der sein Gnadenbrot mit Greatest-Hits-Konzerten verdient. Doch mitnichten. Da stand ein Mann, den man auf den ersten Blick fast auf Mitte 30 schätzen würde.

Schlank, durchtrainiert, ganz in Schwarz gekleidet. Von seiner für ihn so typischen Blondierung hat er sich mittlerweile verabschiedet. Und es scheint, dass er inzwischen lieber seinen Fitnesstrainer konsultiert, als Drogen konsumiert.

Ausflüge in den Flamenco

Gleich zu Beginn versprach William Albert Michael Broad, wie Billy Idol mit bürgerlichem Namen heißt, alle seine Hits zu spielen - und er lieferte noch viel mehr als das. Wenn man Idol mit einem Wort beschreiben will, ist wohl Charisma das zutreffendste. Zu den Songs, die er mit seiner unverwechselbaren, tiefen Stimme vortrug, sprang er über die Bühne wie ein junger Derwisch.

An seiner Seite wie immer Gitarrist Steve Stevens. Optisch eine Mischung aus Alice Cooper und The-Cure-Sänger Robert Smith ist Stevens mit einem Talent gesegnet, das einem automatisch die Kinnlade nach unten kippen lässt.

Mit diversen Soli, von denen eines zehn Minuten dauerte, verblüffte er das Publikum. Lässig, immer mit einer Zigarette im Mundwinkel, zeigte er sein Repertoire und unternahm sogar Ausflüge in den Flamenco.

Gerade ist Billy Idols neues Best-of-Album "Idolize yourself" erschienen, auf dem alle seine altbekannten Klassiker zu finden sind. Doch auch zwei neue Songs hat der Brite, den es 1981 von London nach New York zog, eingespielt.

"John Wayne" und "New future weapon" präsentierte er auch dem Münchner Publikum. Sie kommen gewohnt gitarrenlastig im typischen Idol-Sound daher und machen Lust auf mehr.

Etwas Romantik

Einige seiner größten Hits, wie "Got to be a lover", "Sweet sixteen" oder "White Wedding" interpretierte Idol mit einer Akustikgitarre. Der Rest war wie gewohnt rau, etwas romantisch und voller Energie.

Für Freudenschreie, vor allem beim weiblichen Publikum, sorgte Idol als er bei "Eyes without a face" mit nacktem Oberkörper unterm Schottensakko auftauchte. Der Blick auf sein spektakulär trainiertes Sixpack verblüffte aber nicht nur die Frauen.

Der Typ ist mittlerweile 52 Jahre alt, hat schon jede Menge Abstürze mit Drogen und Alkohol hinter sich und sieht immer noch so verdammt knackig aus. Wenn das an kein Wunder grenzt.

Höhepunkt des Abends war - wie hätte man es auch anders erwartet - "Rebel Yell". Das Publikum konnte sich auch bei den anschließenden Zugaben kaum beruhigen. Die Energie, die Idol versprühte, sprang auf alle über.

Zum Schluss war der Jubel so laut, dass man den Mann auf der Bühne kaum mehr verstand. Nach zwei Stunden war das Spektakel dann zu Ende. Seine letzten Worte, bevor er die Bühne verließ, waren: "I'm Billy 'Fucking' Idol".

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: