Bill Gates in München:Besuch eines Phantoms

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Achtung, streng geheim: Microsoft-Chef Bill Gates, der reichste Mann der Welt, ist in München - doch viel mehr ist offiziell nicht zu erfahren.

Von Stephan Handel

Es ist alles wahnsinnig geheim, und das meiste muss im Dunkeln bleiben über die Tatsache, dass der reichste Mann der Welt einen Tag in München verbracht hat. Nun ja, eine Nacht und einen Tag, aber da hört's schon auf mit der Mitteilungsfreude der Pressestelle von Microsoft, das könnte höchstens Frau Möpps wissen, aber Frau Möpps ist mit dem Herrn Gates unterwegs, und nein, es ist völl-ig un-mög-lich, sie zu erreichen. Sonst weiß niemand was. Oder darf nichts sagen, wegen streng geheim eben.

Von Edmund Stoiber bekam Bill Gates einen Fußball geschenkt. (Foto: Foto: ddp)

So einfach darf man sich das nicht vorstellen, wenn Bill Gates in München einschwebt: dass er schnell einen Vortrag hält, ein wenig mit Edmund Stoiber plaudert, sich bei den Mitarbeitern in Unterschleißheim nach der Qualität des Kantinenessens erkundigt, dann noch eine Maß im Augustiner trinkt und schließlich zufrieden nach Hause fliegt.

"Abfahrt ***"

Einer wie Gates muss sich am Flughafen auch nicht bei der Passkontrolle anstellen: Als sein Privatjet, ein Bombardier Global Express, Listenpreis: 40 Millionen Euro, am Sonntag gegen 21 Uhr in München landete, kam die Pass-und Zollkontrolle praktischerweise zu ihm an Bord.

Ab hier greift die allumfassende Geheimhaltung, die so weit geht, dass Bill Gates im Ablaufplan für die Eröffnungsfeier des "Hauses der Gegenwart" gestern nachmittag in Riem nicht als Bill Gates bezeichnet wird, sondern mit drei Sternchen: "*** betritt die Bühne" steht da, "Ende des Vortrags von ***", und schließlich "Abfahrt ***". "Wir finden das alles sehr aufregend", sagt die Dame in der Microsoft-Pressestelle. Bei der Haus-Eröffnung ist *** dabei, weil Microsoft die Computertechnik geliefert hat, die zum Beispiel möglich macht, dass morgens im Auto die gleiche Musik läuft, die der Bewohner gerade beim Frühstück gehört hat. "Das Haus der Gegenwart soll zu einem Labor unseres Alltags werden", sagt Dominik Wichmann, Chefredakteur des SZ-Magazins, das dieses Projekt mit initiiert hat.

Sicherheits-Check für das Haus der Gegenwart

Nach einiger Verhandlung und mehreren Rücksprachen - CIA? BND? - erklärt sich das Arabella Sheraton Grand Hotel, das das Catering übernommen hat, wenigstens bereit, die Speisenfolge bekanntzugeben. Wenn Bill Gates also gegessen hat, dann hat er womöglich Lachspraline auf Pumpernickel vertilgt, Thaicurry vom Wok, Frischkäseagnolotti mit Rucolapesto oder Salat von frischen Früchten im Whiskytumbler. Ob Vorkoster eingesetzt wurden, ist nicht zu erfahren. Jedoch muss das Haus der Gegenwart, nachdem die Presseleute es besichtigt haben, noch einmal einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. Christian Ude, immerhin der Oberbürgermeister, wurde schon vor Tagen aufgefordert, seinen Personalausweis mitzubringen, damit er identifiziert werden kann.

Am Vormittag war Bill Gates in der Pinakothek der Moderne, wo er zum einen mit Edmund Stoiber und Wolfgang Clement eine Initiative zur Internet-Sicherheit ins Leben rief, zum anderen den Namen der Initiative nach Kennedy-Manier auf Deutsch sprach: "Deutschland sicher im Netz". Die Veranstaltung, so erzählen Anwesende, soll nicht sehr aufregend gewesen sein, am spannendsten noch die Wachleute, die oben auf der Galerie im Zehn-Meter-Abstand aufgestellt waren.

Hat Gates jedoch wirklich mittags den TU-Präsidenten Wolfgang Herrmann besucht? War er am Abend noch bei einem Business-Forum im Kempinski-Hotel am Flughafen? Um 19 Uhr jedenfalls sollte die Bombardier wieder starten, und vorher schenkte ihm Edmund Stoiber beim Vier-Augen-Gespräch einen Fußball. Soviel ist sicher.

© SZ vom 01.02.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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