Bilanz:Ab ging's auf der Wiesn

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Auch wenn am letzten Wochenende das Wetter nicht ganz mitspielte, sind Wirte, Polizei und die Stadt München hochzufrieden mit dem 170. Oktoberfest.

Von Claudia Wessel

(SZ vom 6.10.2003) — 6,3 Millionen Gäste kamen (im Vorjahr: 5,9 Millionen), 6,1 Millionen Maß Bier wurden getrunken (5,7 Millionen) und 91 Ochsen verzehrt (87). "Es war eine gelungene, heitere Wiesn ohne schlimme Vorkommnisse, mit fabelhafter Stimmung selbst bei schlechtem Wetter", lobte auch Oberbürgermeister Christian Ude bei der Abschluss-Pressekonferenz im "Café Schiebl".

Dazu beigetragen habe zum einen die Vorverlegung der Öffnungszeiten auf 9 Uhr an den Wochenenden. Dies habe eine Entzerrung beim Besucherandrang bewirkt. Zum anderen habe auch der stabile Bierpreis eine "symbolische Wirkung" gehabt.

Dank sagte Ude den Schaustellern, die "hoffentlich materiell entschädigt" wurden für die beiden schwierigen Wiesn 2001 (wegen der Terrorangst seit dem 11.September) und 2002 (wegen durchgehend schlechten Wetters). Doch natürlich sei auch das Publikum wesentlich am Gelingen des Volksfestes beteiligt.

Jugend stark vertreten

Dass die Jugend stark vertreten gewesen sei, habe ihn sehr gefreut. "Ich erinnere mich an die 70er Jahre, als es aufgrund der Studentenrevolte beinahe unschicklich für junge Leute war, auf die Wiesn zu gehen. Das typische Image des Wiesnbesuchers war damals das vom Bierdimpfl, der hinter seinem Krug vor sich hin altert."

Sehr erfreut zeigte sich Ude über die deutliche Abnahme der Sexualdelikte. Während im Jahr 2002 noch sechs Vergewaltigungen angezeigt wurden, waren es heuer zwei. Beide Täter wurden festgenommen. Im Security Point, der Anlaufstelle für Mädchen und Frauen, meldeten sich bis Freitagabend 18 Frauen und acht Mädchen.

"Als Tendenz sind solche Delikte eher rückläufig", so Ude. "Deshalb will ich jedoch nicht an der Existenzberechtigung des Security Points zweifeln. Denn sicher hat auch die gute Öffentlichkeitsarbeit die gute Tendenz bewirkt." Auch Fremdenverkehrs-Chefin Gabriele Weishäupl erklärte, man habe den Security Point im Behördenhof "gerne aufgenommen".

Aufgrund der großen Besucherzahl hatte die Polizei besonders viele Einsätze, die sie jedoch gut bewältigte. Die knapp 250 Polizei- und Kriminalbeamten der Wiesnwache und die zirka 150 Zusatzkräfte im Umfeld mussten in den ersten 15 Tagen 1581 Einsätze (11,65 Prozent mehr als im Vorjahr) bewältigen und nahmen 1980 Anzeigen (34,06 Prozent mehr als 2002) auf.

Spezielles Polizei-Einsatztraining zeigte Wirkung

Das speziell auf die Wiesn zugeschnittene Polizei-Einsatztraining zeige offenbar Wirkung, so Polizei-Pressesprecher Peter Reichl. Beim Einschreiten gegen provokante und aggressive Täter seien die Beamten wesentlich souveräner gewesen. Heuer gab es nur zwei verletzte Beamte, im Vorjahr waren es noch elf. "Die Bilanz ist sehr zufriedenstellend", so Reichl.

Sehr zufrieden war heuer auch der "Verein gegen betrügerisches Einschenken", dessen Vorsitzender Sigi Eder sich nicht nur bei Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer für anfänglichen Protest entschuldigte, sondern der sogar einen eigenen "Einschenk-Tusch" komponieren und an die Kapellen verteilen ließ.

Dazu beigetragen hätten sicher auch die neuen Einschenk-Richtlinien des Kreisverwaltungsreferats, so Weishäupl. Denn inzwischen sind nicht mehr 20 Millimeter, sondern nur mehr 15 Millimeter "Unterschank" erlaubt.

7338 Patienten wurden auf der Wiesn vom Roten Kreuz versorgt, wobei es sich meist um kleinere Wehwehchen gehandelt habe. Die Wiesn sei übrigens nach wie vor ein Münchner und ein bayerisches Fest, erklärte Weishäupl, denn 72 Prozent der Besucher kämen aus Bayern. "Nur" eine Million Besucher seien Touristen aus dem Ausland.

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