Bevölkerungswachstum:Ins Grenzenlose

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Bald zählt die Stadt 1,3 Millionen Einwohner - und wird immer jünger und multikultureller. Einige Viertel bereiten sich darauf mit Wohnungs-Neubauten vor. Nur nach Au-Haidhausen zieht es nicht mehr viele.

Von Berthold Neff

In den letzten fünf Jahren stieg die Einwohnerzahl um 48.904 auf nunmehr 1.267.813. Im Vergleich zu 2002 kamen bis Ende 2003 nur noch 538 Deutsche hinzu, während die Zahl der Ausländer um 2.966 auf nunmehr 292.229 stieg. Dies entspricht einem Ausländeranteil von 23 Prozent.

München wächst und wächst. Bald wird die 1,3-Millionen-Grenze überschritten sein. (Foto: Foto: dpa)

Nach dem Tiefstand von 1998, als München nur noch 1.218.909 Einwohner zählte, wuchs die Landeshauptstadt von Jahr zu Jahr kontinuierlich und nähert sich nun wieder deutlich der 1,3-Millionen-Marke.

Aus den Zahlen, die das Statistische Amt jetzt vorlegte, geht hervor, dass es vor allem die Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen ist, die mit knapp 35.000 Neu-Münchnern für den stärksten Zuwachs sorgte und damit auch den Altersdurchschnitt der Stadt senkte.

Innerhalb von fünf Jahren vergrößerte sich diese Gruppe um 18 Prozent, wofür nach Ansicht der städtischen Statistiker vor allem der Arbeitsmarkt sorgte. Es seien vor allen die "aktiven, voll ausgebildeten und zum Teil bereits erfahrenen Fachleute", die zunehmend "die Attraktivität der Münchner Jobs" nutzten, konstatiert Elmar Huss vom Statistischen Amt. Da die Statistik auch deutliche Zuwächse bei den Kindern und Jugendlichen aufweist, seien viele der Job-Hopper bereits mit Kindern zugezogen.

Beträchtliche Mengen an Singles

Da im Übrigen am 50.000-Einwohner-Zuwachs vor allem auch der ledige Bevölkerungsanteil mit mehr als 40.000 stark beteiligt war, nimmt Amts-Vize Huss an, dass es auch beträchtliche Mengen an Singles an die Isar zog.

Die Tatsache, dass die Stadt in den vergangenen fünf Jahren in der Alterskategorie der 21- bis 25-Jährigen einen Verlust von 10.200 zu verkraften hatte, führt Huss darauf zurück, dass die Chancen für Berufsanfänger in München eher schlecht sind - und die hohen Lebenshaltungskosten zusätzlich dafür sorgen, dass junge Leute nach ihrer Berufsausbildung zunächst abwandern.

Stark abgenommen hat auch die Zahl derjenigen, die zwischen 46 und 59 Jahre alt sind. Ihr Anteil an der Einwohnerschaft reduzierte sich um 23.311. Offenbar spielt dabei auch der Umzug von gut verdienenden Münchnern ins Umland eine Rolle, weil sie sich dort noch eher ein eigenes Haus leisten können als im teuren München.

Wohnungsbau kann nicht Schritt halten

Ohnehin zeigt die Statistik auch, dass der Wohnungsbau mit dieser Bevölkerungsdynamik nicht Schritt hält. Seit 1999 entstanden nur 16.468 Wohnungen, was für die knapp 50.000 Neu-Münchner seit 1999 eindeutig zu wenig ist.

Umgerechnet wären das für fast drei neue Bürger nur eine Wohnung. Rein statistisch gesehen sind in jeder der mittlerweile 706.360 Wohnungen in der Stadt 1,78 Personen zu Hause. Die nur schleppende Neubau-Tätigkeit hat diesen Schnitt massiv verschlechtert.

Klar ist, dass vor allem jene Stadtviertel Zuwächse melden, in denen es große Neubau-Vorhaben gibt. Davon profitierte, wegen der Messestadt Riem, vor allem der Stadtbezirk Trudering-Riem mit einem Einwohner-Plus von 8.907 (23 Prozent mehr als Ende 1998), gefolgt von Bogenhausen (3.737) und Pasing-Obermenzing (3.499).

Der Stadtbezirk Au-Haidhausen, in den es in den letzten Jahren immer mehr Münchner zog, scheint mittlerweile fast schon überfüllt zu sein. Mit 29 Personen weniger innerhalb von fünf Jahren wird dort das einzige Minus-Ergebnis aller Stadtviertel verzeichnet.

Die Statistik sagt auch, dass München multikultureller wird. Betrug der Ausländeranteil 1999 noch 20,5 Prozent, ist er nun auf 23 Prozent gestiegen. In Wirklichkeit leben mittlerweile aber noch mehr Menschen aus fremden Kulturen in der Stadt. In den vergangenen fünf Jahren wurden 19.443 Münchner per Einbürgerung zu Deutschen - fast doppelt so viel wie im Zeitraum 1994 bis 1998.

© SZ vom 9.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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