Betrüger-Quintett verurteilt:Der Kreditkarten-Trick der Szene-Kellner

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Sie beschafften sich beim Abkassieren die Kreditkartendaten der Gäste. Damit konnten sie Karten fälschen, Einkaufen gehen und Geld aus der Kasse der Wirte entwenden. Nun wurden sie verurteilt.

Von Stephan Handel

Zu Haft- und Bewährungsstrafen hat das Landgericht vier Münchner Kellner und einen illegal in Deutschland lebenden Rumänen verurteilt, die angeklagt waren, sich in ihren Lokalen die Daten von Kreditkarten der Gäste beschafft zu haben. Mit diesen Daten fälschten sie die Karten und benutzten die Fälschungen bei Einkaufstouren und um unbemerkt in die Kassen ihrer Chefs greifen zu können.

Nicht jeder Kellner kassiert fair ab. (Foto: Foto: dpa)

Die angeklagten Ober arbeiteten im "Donisl" am Marienplatz, im "Cast" in der Leopoldstraße, in Szenelokalen wie der "Newsbar" in der Amalienstraße, beim Schwabinger Mexikaner "Don Luca" und im "Ole Madrid" in der Isarvorstadt.

Der Rumäne Mircea M., der als Haupttäter angeklagt war, brachte sie im Februar 2003 auf die Idee mit den Karten: Er besorgte ein so genanntes Skimming-Gerät, das die Daten von Kreditkarten ausliest und speichert. Gab nun ein Gast dem Kellner seine Karte zur Begleichung der Rechnung, so zog dieser sie hinter dem Tresen durch das Skimming-Gerät und konnte so über die Daten verfügen.

Nun kam Mircea M. ins Spiel. Er verwendete die Daten, um die Magnetstreifen von Karten-Rohlingen damit zu bespielen. Über das äußere Design musste er sich bei dem Dreh, den er sich ausgedacht hatte, keine Sorgen machen: Denn jetzt erhielten die Kellner die gefälschten Karten und nahmen sie mit zur Arbeit.

Sie nahmen die entsprechende Summe aus der Kasse

Sie täuschten Kartenumsätze vor und nahmen sich die entsprechende Summe Bargeld aus der Kasse, die sie dann mit Mircea M. teilten. So stimmte am Ende des Arbeitstages die Abrechnung, nur war jetzt statt einer Barbezahlung eine Kartenbuchung dazugekommen.

Eine Chance, die Karte sperren zu lassen, hatten die Gäste nicht - sie wussten ja nicht einmal, dass sie bestohlen worden waren und hatten ihre Originalkarte in der Tasche. Die Überraschung kam erst mit der monatlichen Abrechnung.

So kam die Polizei der Bande im Frühjahr 2004 auch auf die Spur: Ein Münchner hatte ein Lokal besucht und dort mit seiner Kreditkarte bezahlt. Obwohl er die Karte in den folgenden Monaten nicht benutzte, wurde sein Konto belastet. Er erstattete Anzeige und nannte das Lokal.

Anhand der Abrechnungsunterlagen dort ließ sich feststellen, welcher Kellner ihn abkassiert hatte - bei der Vernehmung wurde dieser Mann weich: Er benannte Mircea M. als Drahtzieher. Die Wirte der Lokale hatten von den Betrügereien keine Ahnung und haben den Kellnern mittlerweile ausnahmslos gekündigt.

Die Summen, die diese illegal aus dem Geldbeutel nahmen, waren nicht sehr hoch. Weil Mircea M. aber außerdem mit gefälschten Karten einkaufen ging, summiert sich der Gesamtschaden doch auf mehr als 58.000 Euro.

Sein Geschmack war exquisit

Sein Geschmack war exquisit: Er erstand hochwertige Anzüge, Designer-Hemden oder Handys, die er leicht weiterverkaufen konnte. Den höchsten Einzelbetrag ließ M. bei einem Juwelier: rund 4000 Euro.

Der 30-jährige Rumäne lebte seit Februar 2003 illegal in Deutschland. Er war bereits 1996, 1997 und 1998 abgeschoben worden, aber immer wieder zurückgekehrt. Als er jetzt festgenommen wurde, war sein Vorstrafenregister leer - erst als die Polizei mehr als zehn Alias-Namen durch den Computer laufen ließ, entdeckte sie, wen sie da gefasst hatten.

In der Verhandlung am Mittwoch waren nach einigen Besprechungen zwischen Verteidigern und Gericht schließlich alle Angeklagten geständig. Mircea M. wurde zu einer Haftstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt. Der 24-jährige Grieche Stefanos P. erhielt zwei Jahre und neun Monate, der 27-jährige Kroate Jozo K. zwei Jahre und sechs Monate. Naim B., 27, und Fadil T., 30, beide aus Serbien-Montenegro, bekamen Bewährungsstrafen von jeweils einem Jahr und zehn Monaten.

Um nicht durch den Skimming-Trick geschädigt zu werden, rät die Polizei Kreditkarten-Benutzern, die Karte beim Bezahlen nicht aus der Hand zu geben, sondern das Lesegerät an den Tisch bringen zu lassen.

© SZ vom 28.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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