Autobahn-Bau:Am Südring wird wieder getüftelt

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Das Phantom ist wieder präsent: Im Landtag ist eine Intensiv-Debatte über Sinn und Unsinn einer Autobahn-Südumfahrung ausgebrochen. Von Dominik Hutter.

Bei der CSU kristallisiert sich eine Mehrheit heraus, die 1975 beerdigten Pläne wiederzubeleben. Experten halten den verkehrspolitischen Nutzen des Milliarden-Projekts jedoch für bescheiden.

Streng genommen kann bislang vom Autobahnring München keine Rede sein: Die heute vorhandenen Teile der A99 verbinden lediglich die Stuttgarter, Deggendorfer, Nürnberger, Passauer und Salzburger Autobahn miteinander - der West-Abschnitt zur Lindau-Trasse kommt 2005 dazu. Im Süden Münchens klafft eine gut 30 Kilometer lange Lücke, deren Schließung in keinem offiziellen Plan vorgesehen ist.

Nach SZ-Informationen wird aber in der Obersten Baubehörde seit einiger Zeit wieder an der A99-Süd getüftelt. Drei Trassen sollen bereits in der Schublade bereit liegen, die sich an den 1975 aufgegebenen Plänen orientieren. Damals gab es fünf Varianten in einem Korridor zwischen Pullach/Solln und Schäftlarn/Baierbrunn.

ins zu eins übernehmen lassen sie sich jedoch nicht mehr: Der teilweise geschützte Grüngürtel und die vielen Wohngebiete schließen eine oberirdische Schneise aus. Die Autobahndirektion Südbayern geht deshalb davon aus, dass die A99-Süd größtenteils im Tunnel verlaufen müsste. Erste Kostenschätzungen belaufen sich auf eine Milliarde Euro.

Begeisterte Abgeordnete

Die aktuelle Landtags-Initiative geht von einer kleinen Großen Koalition aus, bestehend aus Roswitha Riess (CSU) und Peter Paul Gantzer (SPD). Riess, die auch Vizepräsidentin des Landtags ist, hat nach eigener Aussage bereits 43 Fraktions-Mitglieder für die A99 begeistern können, den verkehrspolitischen Sprecher der Münchner CSU, Joachim Haedke, inklusive.

Noch in diesem Jahr, so hofft sie, könnte der Landtag offiziell die Aufnahme der Südumfahrung in den Bundesverkehrswegeplan fordern. Die SPD tut sich da etwas schwerer - nicht zuletzt mit Rücksicht auf die Münchner Rathaus-Genossen: Die haben ein Nein zur A99-Süd im Koalitionsvertrag mit den Grünen stehen.

Jetzt soll erst einmal geprüft werden, was die Tunnel-Orgie überhaupt bringen könnte. Hauptanliegen Gantzers ist die Entlastung der heillos überfüllten A 99-Ost von der Salzburger zur Nürnberger Autobahn.

Dass dieser Effekt eintritt, wird von Experten bezweifelt. Der Haupt- Fernverkehr fließt über die Nord-Süd-Route Nürnberg-München-Salzburg, und wird die Stadt auch weiterhin im Osten umfahren: Die Südwest-Umfahrung wäre doppelt so lang. Und den Direkt-Verkehr zwischen Lindauer und Salzburger Autobahn hält Günter Woltereck, Präsident der Autobahndirektion, für überschaubar. Wer vom Allgäu nach Italien will, bevorzugt Fernpass oder Pfändertunnel.

70.000 Autos am Tag

Bliebe nur die A8 aus Stuttgart - und die ist über einen erträglichen Umweg an den Ostring angebunden. Der Anschluss der Ausflugs-Autobahn A95 (Garmisch) an den Fernverkehr gilt allseits als unerwünscht: Die Strecke führt Richtung Österreich als Landstraße über den Zirler Berg - ein Autobahn-Ausbau ist nicht vorgesehen.

70.000 Autos täglich lautet die Prognose für die Südumfahrung - gerade einmal halb so viele wie auf der Ostumfahrung, für die seit langem der Ausbau auf acht Spuren gefordert wird. Wolterecks Fazit: "Es gibt wichtigere Projekte als die A99-Süd."

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