Ausstellung: Robert Gernhardt:Einer, der alles konnte

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Das Literaturhaus zeigt eine Ausstellung mit Robert Gernhardts "letzten Bildern". Die Eröffnung ist ein Abend mit Gernhardts Freunden.

Birgit Weidinger

Warum ich?, fragt er in einem seiner Gedichte.

Autor Joseph von Westphalen (links) mit Kollege Axel Hacke und Ausstellungsmacherin Costanza Puglisi. (Foto: Foto: Robert Haas)

Warum nich?, lautet lakonisch die Antwort in Form einer Gegenfrage.

Warum er, fragen sich immer noch viele Verehrer und Liebhaber Robert Gernhardts, des 2006 viel zu früh gestorbenen Lyrikers, Essayisten, Satirikers, Dichters, Zeichners und Illustrators.

Und so herrscht Gedränge im Saal des Literaturhauses, wenn eine Ausstellung mit Gernhardts Arbeiten eröffnet wird. Zur Einführung lesen und rezitieren die Verlegerin Antje Kunstmann sowie die Autoren Anita Albus, Joseph von Westphalen und Axel Hacke. Dazu gibt's die kongeniale Zwischenmusik vom "Art Ensemble of Passau", das zur Hochform aufläuft: Posaune, Trompete, Percussion und Gitarre entwickeln melodisch und dissonant, quäkend, schnurrend, pfeifend, tönende Dispute und Dialoge.

Sie unterstreichen damit die kontrastreiche Fülle des Gernhardtschen Wohllauts: Die Stimmung ist ein Wechselbad zwischen guter Laune und Ernst, Lachen und Nachdenklichkeit.

Da erinnert sich Antje Kunstmann an die Anfänge der Neuen Frankfurter Schule, an Pardon und Titanic, und liest Gernhardts Beschreibung von der unverhofften Begegnung des Mannes Theodor W. Adorno mit nackten, busenstolzen Aktivistinnen. Anita Albus befasst sich mit fünf tiefgängigen Gedichten Gernhardts, "die keines Kommentars bedürfen".

Josef von Westfalen entschuldigt sich in seiner hurtigen Art und Weise dafür, dass er sich selbst einbringen muss und tut's dann genüsslich, indem er mit Gegensätzen kokettiert. Gegensätzen zwischen Joseph und Robert, zwischen seinem eigenen unbedeutenden Geburtsort Schwandorf und der großen Stadt Reval, aus der Gernhardt, der "baltische Edelmann", stammt.

Zum krönenden Schluss dann Axel Hacke mit einer der klassischen Gernhardtschen Stories, in der erzählt wird, wie einem eher leidenschaftslosen Liebhaber infolge seines nicht zu besänftigenden Harndrangs beim Palio in Siena seine junge Gefährtin abhanden kommt. Es zeigt sich: Das Leben ist (ganz) schön (fürchterlich)!

Darauf kann der frohgestimmte Zuhörer nach Brot und Wein die Ausstellung "Die letzten Bilder" in der Galerie des Literaturhauses besichtigen, wobei sich der Eindruck vertieft: Dieser Gernhardt kann alles. Traurig, dass er nicht mehr da ist. (Die Ausstellung dauert bis zum 27. April.)

© SZ vom 13.03.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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