Ausstellung "Fast wie Weihnachten":Alle Jahre wieder

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Mit einer neuen Ausstellung läutet das Stadtmuseum die Adventszeit in München ein - und zeigt Überraschendes: In den vergangenen zwei Jahrhunderten haben sich Weihnachtsbräuche nur wenig verändert.

Von Lisa Sonnabend

In lediglich zwei Ausstellungsräume werden Kleider, Spielzeug und Christbaumschmuck gezeigt. Aber wer hat auch in all dem Weihnachtseinkaufsstress Zeit, eine große, monumentale Ausstellung zu besichtigen?

Zwei Christbaumkugel-Gesichter: origineller Schmuck aus dem Jahre 1925. (Foto: Foto: Stadtmuseum)

Weihnachten ist ein Fest des Kommerzes geworden, früher dagegen war alles besser, denken viele. Von wegen! Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts gab es Versandsysteme, die mit Lebkuchen, Christbaumkugeln oder Puppen Gewinn erzielten.

Schon damals hofften Menschen auf ein weißes Weihnachten, Familien versammelten sich um den Christbaum, Kinder freuten sich auf Geschenke. Es gab immer schon Krippen, Kleider und Kugeln. In grün, gold und rot.

Viel hat sich nicht geändert in den vergangenen 200 Jahren: Mädchen bekamen auch damals Puppen, Jungen Modelleisenbahnen. Frauen backten Lebkuchen, Männer holten den Christbaum. Reiche schenkten immer schon Teures: Schaukelpferde, Silberschmuck und jetzt Computerspiele. In ärmeren Familien dagegen wird gebastelt: Bagger aus Blechdosen oder Pappmaché-Figuren.

Die Leiter der Ausstellung, Ulrike Zischka und Andreas Ley, haben Geschenke von Münchnern aus drei Jahrhunderten zusammengetragen. Die ältesten Stücke stammen vom Ende des 18. Jahrhunderts, als der Trend begann, Weihnachten gemütlich in der Familie zu feiern, erklärt Ley. 1776 wurde der erste Christbaum nach München gebracht, wie ein Bild auf der Ausstellung zeigt. Seitdem ist er gemeinsam mit Weihnachtsmann, Engeln, Krippe und Sternen fester Bestandteil des Weihnachtsfestes.

Das jüngste Ausstellungsstück - ein Matrosen-Anzug für Jungs - wurde im Jahr 1950 verschenkt. "Denn alles Neuere kann man auf Christkindlmärkten oder bei Kustermann sehen", sagt Ley.

"Die Exponate sind keine anonymen Gegenstände, sondern erzählen alle Lebensgeschichten", sagt Zischka. Eine 100-jährige Dame hat dem Museum im letzten Jahr Christbaumkugeln vererbt, mit denen sie schon zu Kindertagen den Weihnachtsbaum schmückte. Engelchen und Lebkuchendosen stammen von der Alt-Münchner-Familie Ebenböck. Den Spielzeugschrank benutzte Ley selbst zu Kindertagen.

Die Ausstellungsleiter wollen die Besucher daran erinnern, dass Weihnachten ein Fest der Liebe, Freude und Gemeinschaft ist. Obwohl sie natürlich mit "Fast wie Weihnachten" durchaus Geld einnehmen wollen, sagt Zischka.

Übrigens: Die Modefarben an Weihnachten sind in diesem Jahr Ochsenblut, Zimt und Orange, wie vor neun Monaten auf der Spielwarenmesse verkündet wurde.

Die Ausstellung "Fast wie Weihnachten" hat vom 19. November 2004 - 30. Januar 2005, Dienstag bis Sonntag von 10 - 18 Uhr, geöffnet; Stadtmuseum (St-Jakobs-Platz 1). Der Eintritt kostet 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Familienkarten gibt es für 4 Euro.

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