Auftakt der Medientage:Aufschwung in Sicht - Personalabbau auch

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Am Mittwoch beginnen die 18. Medientage München. Die Rekordzahlen bei Besuchern und Ausstellern werden als Aufwärtstrend der Branche gesehen. Doch es gibt auch kritische Anzeichen.

Von Marten Rolff

Der größte Fachkongress Europas verzeichnet Rekordzahlen. Fachleute werten das als Signal dafür, dass der Medienstandort München seine Krise überwunden hat. Kritiker monieren jedoch den Qualitätsverlust und die schlechte Situation vieler Mitarbeiter in der Branche. So wurde gestern bekannt, dass 311 Arbeitsplätze beim Institut für Rundfunktechnologie bedroht sind.

Auch dieses Jahr eröffnet Edmund Stoiber die Medientage. (Foto: Foto: dpa)

Die Medientage melden Rekorde bei Besuchern und Ausstellern: Mehr als 6000 Teilnehmer (gegenüber rund 5000 im Vorjahr) und 500 Referenten werden bis zum Freitag im Kongresszentrum in Riem erwartet. Die Zahl der Aussteller hat mit 140 um mehr als 40 Prozent zugenommen.

Damit verzeichnen die Medientage bereits im sechsten Jahr in Folge einen Zuwachs, doch nie zuvor habe das Interesse in so "phänomenalem Ausmaß" zugenommen, sagt Wolf-Dieter Ring, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für neue Medien (BLM).

München Medienstandort Nummer eins

Ring sieht darin ein Zeichen für die "sehr gute Aufstellung" Münchens als Medienstandort. Mit dem Kongress-Motto "Merging Media - Potenziale und Konsequenzen der Digitalisierung" sei es gelungen den Nerv vieler Unternehmen zu treffen. Auf den Medientagen diskutierte neue Erlösquellen wie Telefonmehrwertdienste oder die Digitalisierung von Fernseh- und Radiomarkt spielten gerade für Münchener Firmen eine wichtige Rolle.

Die Stadt sieht der BLM-Chef inzwischen gar als "wichtigsten deutschen Medienstandort". Hauptindiz dafür sei die Bewältigung der Kirch-Krise, aus der "auch positive Strukturen" hervorgegangen seien, so Ring. Die Ausgliederung der Sender Premiere und DSF habe sich als erfolgreich erwiesen, auch die Fernsehsender ProSieben und Sat.1 entwickelten sich ein Jahr nach Einstieg der neuen Investoren "positiv".

Als erfreulich werten Experten die Zuzüge wichtiger Unternehmen wie die des Musikriesen Sony oder dem digitalen Netzwerkanbieter Kabel Deutschland während des vergangenen Jahres. Zuletzt habe die Standortentscheidung von Premiere die Bedeutung Münchens bewiesen, so Ring.

Recht gibt dieser Einschätzung eine Studie, die das Wirtschaftsreferat gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer in dieser Woche vorgestellt hat. Die Untersuchung zufolge ist vor allem die Bedeutung Münchens für Informations- und Kommunikationsunternehmen (IuK) gestiegen. München profitiere davon, dass Medien- und IuK-Bereiche immer stärker zusammenwachsen, so Wirtschaftsreferent Reinhard Wieczorek.

Insgesamt sei das Ergebnis der Studie, die sich auf die vergangenen fünf Jahre erstreckt, "unerwartet positiv", sagt Wieczorek. So seien die Beschäftigungszahlen im Medienbereich seit 1999 um mehr als 20 Prozent gestiegen.

Zuzug vieler Multimediaunternehmen

89 Prozent aller Unternehmen bewerten den Standort als "gut" oder "sehr gut". Besonders entscheidend, sagt der Wirstchaftsreferent, sei der Zuzug "kleiner innovativer Multimediaunternehmen" wie etwa der TV-Marketing-Firma Bruce Dunlop oder des Software-Herstellers Adobe, die München sogar London vorgezogen hätten.

Weit weniger positiv sieht der Bayerische Journalistenverband (BJV) die Entwicklung in München. Es gebe Zeichen für einen Aufschwung, doch seien klassische Medienberufe von der Entwicklung abgekoppelt, kritisiert BJV-Geschäftsführerin Frauke Ancker.

Nach wie vor sei die Arbeitssituation vieler Journalisten unakzeptabel, die Honorare sänken ebenso weiter wie die journalistische Qualität, in die kaum investiert würde. "Sorgenkinder" nannte Ancker die privaten Radiosender sowie den Print- und Fachzeitschriftenbereich. Der BR bestätigte gestern, dass durch Einsparungen der ARD 311 Arbeitsplätze beim Institut für Rundfunktechnologie und anderen Einrichtungen bedroht seien.

© SZ vom 20.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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