Auf der Zielgerade:Blütenpracht mit Zitterpartie

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Trotz des harten Winters soll auf der Buga alles fertig werden - Impressionen vom Endspurt auf der Baustelle.

Von Renate Winkler-Schlang

Die durchsichtige Haut sitzt. Endlich. Die Blumenhallen der Bundesgartenschau sind nicht länger nur ein filigranes Holzgerüst. Sie haben jetzt ihre Verkleidung. Wo pünktlich zur Eröffnung am 28. April tausende blühender Orchideen die Gäste zum Staunen bringen sollen, schütten Gärtner Substrat in geschwungene Beete in der Form des Buga-Logos.

(Foto: Foto: Catherina Hess, SZ)

Es war eine Zitterpartie. Eigentlich wollten die beiden Geschäftsführer Andrea Gebhard und Hanspeter Faas am Abend des 26. April mit allem fertig sein. ¸¸Am Tag vor der Eröffnungsfeier noch hier eine Scheibe polieren und da ein Blatt zurecht rücken, mehr nicht", lautete die Wunschvorstellung. Doch daraus wird wohl nichts. Gärtner, Planer und Bauarbeiter werden alle Zeit bis zur letzten Minute brauchen.

Seit fünf Jahren haben Gebhard und Faas mit einem stetig wachsenden Team alles minutiös geplant. Jede Tulpe und jeden Stein, jedes Klohäuschen und jedes Event. Nichts dem Zufall überlassen. Aber dieser Ausnahme-Winter vor der Buga war vor allem für die festen Bauten so nicht eingeplant.

Die Folie für die Hallen beispielsweise konnte nur montiert werden bei Temperaturen über fünf Grad plus, weil die empfindliche Membran sonst knittert und bricht. ¸¸Aus schierer Verzweiflung haben wir begonnen, das Plastik zu erhitzen. Aber gerade an diesen Tagen blies der Wind zu heftig", erinnert sich Hanspeter Faas.

Winter bremst Bauarbeiten

Auf einem in blumigem Buga-Design bemalten Fahrrad unternimmt der Geschäftsführer eine seiner geliebten Touren übers Gelände und zeigt, was fertig ist und wo noch Hand angelegt werden muss. ¸¸Der Winter war eine echte Bremse: Um Fundamente für feste Bauten in den gefrorenen Boden zu bringen, haben wir am Ende sogar Bunsenbrenner eingesetzt", berichtet er.

Gerade sind die Blumenhallen fertig geworden, nun zeigt sich ein kleines Problem: Die neue Wand aus Folie spendet den Beeten am Rand zu wenig Schatten. Aber die Planer nehmen sich immer noch die Zeit, fünf verschiedene Materialien als Sonnenschutz auszuprobieren: ¸¸Wir schaffen das." Faas schaut auf Gänseblümchen und Goldlack in gepflegten Beeten beim Eingang West und ist sicher, dass alle Firmen rechtzeitig zum großen Paukenschlag fertig werden - obwohl Bauarbeiter und Gärtner drei Wochen verspätet in den Endspurt starteten.

Vor allem die große Veranstaltungshalle musste schnell bespielbar sein. Was hier stattfinden soll, ob Eröffnungsgala oder Fernsehsendungen, das alles muss eingeübt werden. Die Proben laufen nun parallel nach ausgeklügeltem Terminplan, erklärt Faas.

¸¸Sie haben an einem lauen Sommerabend gerade ein Glas Sekt getrunken. Die Sonne geht unter. Sie begeben sich in die Arena zu einem Kabarettabend." Wenn Faas sein Rad anlehnt und so suggestiv schwärmt, kann man die Einrichtung der Premium-Gastronomie im edel renovierten Kopfbau der ehemaligen Flughafen-Besuchertribüne und die Sonnenschirme auf dem Vorplatz fast vor Augen sehen. Aber vorhanden ist momentan davon noch nichts.

Der Kopfbau ist zwar sauber gefegt, aber bisher leer. Auch das Zelt fürs Selbstbedienungsrestaurant mit hunderten Plätzen ist gerade erst aufgebaut. Tische, Bänke, ja auch die Küche müssen noch geliefert werden. In der Arena liegt Kies anstelle der Bühne. Aber Faas bleibt entspannt.

Vielleicht hat er recht? Beim verregneten Baustellenfest im Herbst vor der endgültigen Schließung des Bauzauns um den Park befanden sich vor dem Kopfbau schließlich noch große Kieshaufen. Jetzt planiert ein lasergesteuertes, führerloses Fahrzeug roten Boden ohne die geringste Neigung platt. ¸¸Das schöne ist: Die Firmen kommen alle selber zu uns mit strafferen Zeitplänen. Wir müssen niemanden um Samstagsarbeit betteln. Sie identifizieren sich mit der Buga", freut sich Faas.

Tägliche Krisensitzung

In den letzten Frosttagen traf man sich täglich um acht in Gebhards Büro zur Krisensitzung. Doch als das Wetter besser wurde, gab es enorme Fortschritte. Gearbeitet wird an allen Stellen gleichzeitig. Das Erstaunliche dabei: Keiner vermittelt den Anschein von Stress oder Hektik, nirgends liegen Nerven blank.

Fast ehrfürchtig versenkt ein Helfer als letztes Puzzleteil ein Stück Isar im begehbaren Luftbild, das die ganze Region und ihr Grün zeigt. Aus einem Zellgarten ragt eine rote Kugel: ¸¸Der Zellkern", erklären die Wissenschaftler, die seelenruhig Dokumentationsfotos schießen. Auch hier keine Hast. Es ist ja auch so vieles schon fertig. Das ¸¸Nest" mit seinen meterlangen weithin sichtbaren Baumstämmen ist schon lange komplett, ebenso der düster-kühle Maulwurfshügel, das verwunschene Waldlabor mit seinem Rindenboden und all die anderen ¸¸Zellen".

Auch die Akademie-Kunstprojekte kommen gut voran: Der Erd-Teddy, ein knuddeliges Objekt, wartet nur noch auf seinen linken Fuß. Beim türkis schillernden Badesee machen Kunststudenten Picknick neben Farbeimern. Ihr Werk, die Fischerin, ist gerade im See verankert worden. Auch ein Riesengerüst steht. Daran werden Balkone angebracht, auf denen sich theatralische Szenen á la Romeo und Julia abspielen sollen.

Doch was ist die Buga ohne Blumen? Was hat der Winter zerstört? Den mehrjährigen Stauden in den ¸¸Parallelen Gärten" konnten Schnee und Eis nicht schaden. Sie sind im Riemer Park längst angewachsen. Im Blattgarten beim Eingang Ost stehen tatsächlich tausende von einjährigen Blumen wie zarte Stiefmütterchen in allen Farben auf Paletten bereit. Sie wurden in Gewächshäusern vorgezogen.

Nicht beantwortet ist die Frage, ob die wissenschaftlich ausgetüftelte Blumenmischung für den Blütenteppich, die im vergangenen Jahr keine Wünsche übrig ließ, den Frost heil überstanden hat. Es bleibt spannend.

Aber die Macher der Buga scheinen eine ganz besondere Gabe zu haben: Diese Optimisten bemerken nicht die rotweißen Baustellenbänder, die Planierraupen auf den Kieswegen, die Schaufeln und Rechen. Hanspeter Faas auf seinem Rad sieht im Geiste ¸¸Gäste, deren Gesichter freundlicher werden, sobald die prächtigen Pflanzen sie in ihren Bann ziehen".

© SZ vom 11.04.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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