Architektenwettbewerb:Der Hauptbahnhof der Zukunft

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Drei sehr unterschiedliche Entwürfe hat jetzt das Preisgericht eines internationalen Architektenwettbewerbs in die engere Auswahl genommen. Spektakulär und interessant sind sie alle, aber direkt umsetzbar ist noch kein einziger. Bis Ende Februar haben die Büros nun Zeit zur Überarbeitung.

Von Alfred Dürr

Es ist wohl die schwierigste Bauaufgabe, die München zu bieten hat: Wie lässt sich der Hauptbahnhof - der zweitgrößte in Deutschland, in dem sich täglich 450.000 Menschen bewegen - in ein modernes Dienstleistungszentrum mit Büros, Geschäften, einem Hotel und einer großen Tiefgarage umbauen?

Der Clou bei Gewers, Kühn und Kühn: Ein Treppenhaus-Komplex im Innern der Halle (Foto: Grafik: Gewers, Kühn und Kühn)

Damit nicht genug. Wie passt das Mammutprojekt ins Bild der Altstadt, wie lassen sich weitere Verkehrssysteme - etwa der Transrapid, eine zusätzliche S-Bahn-Stammstrecke sowie eine durchgehende Fernzug-Verbindung zum Ostbahnhof - integrieren? Schließlich geht es darum, kurze und übersichtliche Wege zwischen den einzelnen Verkehrssystemen zu schaffen. Der neue Bahnhof soll nicht nur nach außen glänzen, sondern muss starke innere Qualitäten haben.

120 Architektenteams hatten dazu Ideen geliefert. 12 kamen weiter und stellten dem Preisgericht ihre Projekte vor. In der Endrunde sind nun drei Büros: Benthem Crouwel, Amsterdam, Auer und Weber, München sowie Gewers, Kühn und Kühn aus Berlin. Ausgelobt hatten den Wettbewerb die Bahn, das bayerische Wirtschaftsministerium und die Stadt.

Die Berliner erschließen den Bahnhof über eine Halle und einen zentralen Treppenhaus-Komplex, der über 12 Stockwerke in die Tiefe führt. Das ermögliche zwar eine klare Orientierung, aber die Ausformung des Gesamtprojekts sei "indifferent", so das Preisgericht.

Auer und Weber schufen ein weit ausladendes Dach hin zum Bahnhofs-Vorplatz. Ein großzügiges Gebäude empfängt die Reisenden. Allerdings, so die Jury, ist es ein bisschen zu groß und zu hoch im Vergleich zur Umgebung.

Städtebaulich am interessantesten präsentiert sich der Entwurf der Niederländer - rund und geschwungen. Eine "hohe Ausstrahlung" habe das Projekt, sagt Stadtbaurätin Christine Thalgott, aber noch funktionale Defizite. Außerdem bleibe zu wenig Raum für den Bahnhofs-Vorplatz. "Aus einem schwierigen Fuchsbau soll eine attraktive Löwenarena werden", meint der Jury-Vorsitzende Carl Fingerhuth.

Die Gewinnerentwürfe erfüllen diesen Anspruch noch nicht ganz und müssen überarbeitet werden. Wer am Ende Sieger wird, soll sich im Februar herausstellen. Der Chef der DB Station & Service AG, Bernhard H. Hansen, kann keine Auskunft über den konkreten Baubeginn und die Kosten des Projekts geben. Sicher ist bislang nur, dass man nicht den gesamten Bahnhof lahm legen darf, sondern Abschnitt für Abschnitt errichten muss.

Im Jahr 2005 soll das Planfeststellungsverfahren für den zweiten S-Bahn-Tunnel durch die Innenstadt eingeleitet werden. Ob man in Kauf nehmen will, dass der Bahnhof genau zur Fußball-WM 2006 schon eine Großbaustelle ist - auch diese Frage ist offen.

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