Arbeitsmarkt:Ein Drittel aller Arbeitslosen sind Ausländer

Lesezeit: 2 min

Die Lage ist so schlecht wie nie, eine Belebung nicht in Sicht. Insgesamt waren im April 72.000 Münchner ohne Job, betroffen sind vor allem wenig Qualifizierte.

Jan Chaberny und Doris Näger

Frühling ist es geworden - nur nicht auf dem Arbeitsmarkt. Während bundesweit im April wenigstens eine schwache Frühjahrsbelebung zu verzeichnen war, ist in München die Zahl der Menschen ohne Job weiter kontinuierlich gestiegen. Die schlechte Situation bekommen besonders auch Ausländer zu spüren, die ein Drittel aller Arbeitslosen stellen.

Schlange stehen beim Arbeitsamt (Foto: dpa)

"Die üblichen jahreszeitlichen Verlaufsmuster, die im Frühjahr normalerweise zu einer Entspannung führen, sind in diesem Jahr nicht festzustellen", sagt Arbeitsamtsdirektor Erich Blume. Mit mehr als 72.000 Arbeitslosen stagniert die Quote zwar bei 6,2 Prozent. Verglichen aber mit dem April des Vorjahres sind 31 Prozent mehr Menschen ohne Job.

Arbeitslosenzahlen haben sich verdoppelt

"Damit wird die deutliche Verschlechterung erst in ihrem ganzen Ausmaß deutlich", sagt Blume. Die Arbeitslosenzahlen seien im April fast gleich hoch wie im Januar: "Das ist eine Situation, die im Wirtschaftsraum München bisher noch nie zu verzeichnen war."

Seit April 2001, dem absoluten Boomjahr, hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. So viele Menschen wie jetzt waren nicht einmal im Krisenjahr der 90er-Dekade ohne Job: 1997 meldeten sich etwas mehr als 67.000 beim Amt.

Aber, so Blume, man müsse berücksichtigen, dass sich zwischen 1997 und 2001 auch der größte Beschäftigungsboom entwickelte, den München je hatte. Nun allerdings sei keine Erholung in Sicht.

Schlechter Stand für wenig Qualifizierte

Von der Konjunktur- und Strukturkrise sind insbesondere auch ausländische Münchner betroffen, knapp 22.000 im April. Arbeitsmarktexperten machen vor allem zwei Gründe dafür verantwortlich: Einerseits seien ausländische Arbeitssuchende im Vergleich zu deutschen Arbeitslosen oftmals formal nicht ausreichend qualifiziert. 60 Prozent der ausländischen Arbeitssuchenden haben keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Andererseits werden in der jetzigen Wirtschaftskrise überdurchschnittlich viele Stellen in den Bereichen abgebaut, in denen vorwiegend ausländische Münchner gearbeitet haben, also etwa Helferstellen.

Hinzu kommt aber auch, dass für Arbeiten, die früher von geringer Qualifizierten übernommen wurden, mittlerweile mehr Qualifikation gefordert wird. Durch die höhere Arbeitslosigkeit können diese Wünsche auch erfüllt werden.

Starker Rücklauf in der Gastronomie

Bestes Beispiel für den Stellenabbau ist der Hotel- und Gaststättenbereich: Jahrelang gab es in der Branche einen großen Bedarf an einfachen Arbeitskräften, einen nahezu offenen Markt für Küchenhilfen, Putzkräfte und Bedienungen, der zumeist von ausländischen Münchnern gedeckt wurde.

Doch der private Konsum ist allein in den Gaststätten im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zehn Prozent zurückgegangen. So ist auch der Bedarf an ungelernten Arbeitskräften stark rückläufig, die Zahl der offenen Stellen hat sich dramatisch reduziert.

Allein im Restaurant-Betrieb waren im April 2002 910 Münchner als arbeitslos gemeldet. Im April 2003 waren es 1577. Knapp 63,5 Prozent dieser Arbeitssuchenden sind ausländischer Herkunft.

Statt Ausbildungsplätze werden einfache Jobs gestrichen

"Wir versuchen vor allem, keine Ausbildungsplätze zu streichen", sagt Ludwig Hagn, Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Stattdessen müsse "der Überhang an einfachen Jobs der letzten Jahre" konsequent abgebaut werden. Also zumeist ausländische Arbeitskräfte.

Beim Arbeitsamt setzt man auf Qualifizierungsmaßnahmen für ausländische Arbeitssuchende. Umschulungen werden angeboten, Bewerbungsgespräche simuliert, Vermittlungscoachs beauftragt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: