Arbeitslosigkeit:Positive Ausstrahlung

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"Die Trendwende ist vollzogen": Erstmals seit HartzIV zählt München wieder weniger als 70000 Erwerbslose.

Doris Näger

Lange schon gab es nicht mehr so wenige Arbeitslose in München wie zurzeit: Erstmals seit der Hartz-IV-Reform sind in München im September weniger als 70000 Menschen ohne Erwerb registriert, nämlich 69500.

Der Münchner Arbeitsmarkt hat sich zuletzt zügig gebessert (Foto: Foto: AP)

Erstmals seit Dezember 2004 ist die Quote damit auf unter sechs Prozent gesunken, derzeit sind 5,8Prozent aller Erwerbspersonen arbeitslos gemeldet. Vor einem Jahr betrug die Quote noch 7,0Prozent.

Der Arbeitsmarkt besserte sich zuletzt zügig. Im Mai erst war die Marke von 80000 unterschritten. In den schwierigsten Zeiten nach der Hartz-IV-Reform lag die Zahl sogar bei knapp 90000.

"Trendwende endgültig vollzogen"

"Das ist eine Bestätigung dafür, dass die wirtschaftliche Situation stabil ist und zunehmend positiv auf den Arbeitsmarkt ausstrahlt", sagt Hans Werner Walzel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit München.

Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt wieder - und zwar um 0,5Prozent. Die aktuelle Angabe stammt zwar vom Dezember 2005, dennoch lasse sich daraus ableiten, dass sich die Trendwende endgültig vollzogen habe, heißt es bei der Arbeitsagentur.

Umso bedeutender sei sie, da viele Firmen immer noch rationalisieren, umstrukturieren und schließen, wie auch das jüngste Beispiel von BenQ zeigt. Von Januar bis September haben Münchner Betriebe bei der Agentur die Entlassung von 5600 Arbeitnehmern angekündigt. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum noch 6000, in den Krisenjahren 2002 und 2003 deutlich über 10000, so Agentursprecher Ottmar Schader.

Größerer Bedarf an Personal

Ursache für die sinkende Arbeitslosigkeit ist auch der größere Bedarf an Personal. Er ist besonders im gewerblich-technischen Bereich ausgeprägt. Bei den Büro- und Verwaltungsberufen stagniert die Nachfrage. Ein Viertel aller Stellenangebote stammt von Zeitarbeitsfirmen.

Der deutlichste Rückgang der Arbeitslosigkeit zeigte sich bei Bewerbern unter 25Jahren. Im September waren noch rund 6800 von ihnen arbeitslos. Das sind aber fast ein Viertel weniger als vor einem Jahr. Vom Abbau der Arbeitslosigkeit profitierten sowohl Kurzzeit-, als auch Langzeitarbeitslose.

Die Zahl derer, die ArbeitslosengeldI erhalten und von der Agentur für Arbeit betreut werden, sank um gut sechs Prozent auf rund 31600. Die Zahl der Bezieher von ArbeitslosengeldII in der Obhut der Arbeitsgemeinschaften verringerte sich um knapp vier Prozent auf 37900. Von Hartz IV abhängig sind im Großraum München wie seit einigen Monaten etwas mehr als 50000Haushalte. Darin leben mehr als 63000 Erwachsene und 24000Kinder.

München: größte deutsche Arbeitsagentur

Wegen HartzIV wird München mittlerweile zur größten deutschen Arbeitsagentur: Hier ist der Anteil der Erwerbslosen, die von den Arbeitsgemeinschaften betreut werden, vergleichsweise gering und liegt bei 54Prozent.

In Hamburg und Leipzig sind es mehr als 70, in Berlin 78Prozent. Somit verbleiben dort weniger Arbeitslose in den jeweiligen Agenturen. Vor HartzIV waren die Agenturen in Hamburg und München gleich groß.

© SZ vom 29.09.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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