Anti-Nazi-Demo:Zwischen Wut und Ohnmacht

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Rund 150 Demonstranten protestieren gegen den politischen Aschermittwoch der NPD im Hasenbergl. Etwa 300 bis 350 Rechtsextremisten waren dem Aufruf der "Bürgerinitiative Ausländerstopp" gefolgt.

Anna Pataczek

Aufmarsch der Neonazis am Hasenbergl: Etwa 300 bis 350 Rechtsextremisten saßen laut Polizeiangaben im Saal der Gaststätte Mathäser, in die die "Bürgerinitiative Ausländerstopp" zum Wahlkampfauftakt und politischen Aschermittwoch der NPD gerufen hatte.

Zur Gegendemonstration auf der anderen Straßenseite waren etwa 150 Münchner zusammengekommen - mehr als angekündigt. Die Veranstalter hatten mit etwa 60 Teilnehmern gerechnet. NPD-Redner aus ganz Deutschland waren für die rechtsextreme Bürgerinitiative angereist, unter anderem der Parteivorsitzende Udo Voigt und Udo Pastörs, Abgeordneter im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.

Norman Bordin, mehrfach vorbestraft und bayerischer Landesvorsitzender der Jugendorganisation der NPD, sowie der Rechtsextreme Roland Wuttke nahmen an der Veranstaltung teil. Wie angekündigt, trat der Neonazi-Sänger Frank Rennicke auf. Die Polizei fuhr im Laufe des Tages ihr Aufgebot von 400 auf 200 Einsatzkräfte herunter. "Es gab keine Probleme", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger.

Die ersten Demonstranten mit Vertretern von Verdi, Kreisjugendring, "Bündnis für Toleranz" und Autonomen packen bereits um neun Uhr morgens ihre Fahnen aus. Als ein Bus mit Rechtsextremen aus Sachsen ankommt, hagelt es Pfiffe, die Rechtsextremen winken den Demonstranten zu.

Bis in den Saal dringen die Musik und Reden jedoch nicht. Stefan Weidinger, einer der Demo-Veranstalter und Stadtratskandidat der Linken, sagt, er sei zufrieden mit der Teilnehmerzahl, gemessen an der kurzen Organisationszeit. "Schade finde ich jedoch, dass die, die in den Medien zum Protest aufgerufen haben, nicht da waren", bedauert er.

Auf OB Ude hofft er vergeblich. Der Oberbürgermeisterkandidat der CSU, Josef Schmid, verschickt gegen Mittag eine Pressemitteilung, derzufolge er bedauert, aus Termingründen an der Demonstration nicht teilnehmen zu können.

"Ich schwanke zwischen Ohnmacht und Wut", sagt der Holocaust-Überlebende und Initiator der Kundgebung, Martin Löwenberg. "Ohnmacht, weil ich mich frage, was der Protest bewirken kann."Wut darüber, dass ein Neonazi-Treffen stattfinden dürfe.

Indirekt unterstützt er damit die Forderung von Charlotte Kobloch. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden hatte beim politischen Aschermittwoch der AWO Oberbayern im Jüdischen Gemeindezentrum gefordert, dass das NPD-Verbotsverfahren wieder aufgenommen werde. "Wir müssen Rechtsextremen Gesetze entgegensetzen", sagte sie.

© SZ vom 07.02.2008/ngh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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