Angeklagter lässt Büropartner halb tot prügeln:Ein Schlägerkommando als Antwort

Lesezeit: 2 min

Weil er die kriminellen Machenschaften nicht dulden wollte, schaltete Muzaffer K. die Polizei ein. Die Antwort seines Büropartners: Ein Schlägerkommando.

Alexander Krug

Muzaffer K. ist ein ehrlicher Mensch, mit kriminellen Machenschaften will er nichts zu tun haben. Mit einem Betrüger in einer Bürogemeinschaft zu leben war für ihn daher nicht annehmbar. Also forderte er seinen Untermieter Emra S., 32, auf, seine illegalen Praktiken einzustellen.

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Als der nicht reagierte, schaltete Muzaffer K. die Polizei ein. Sein Büropartner reagierte auf die Anzeige auf seine Art: Er schickte Muzaffer K. ein Schläger-kommando auf den Hals, das ihn halb tot prügelte. Seit Montag sitzt Emra S. deshalb auf der Anklagebank im Schwurgericht.

Die Anklage lautet auf Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung. Neben ihm haben die beiden Schläger Platz genommen. Sie müssen sich wegen versuchten Mordes verantworten.

Kreditvermittler Emra S. soll den Ermittlungen zufolge seine Kunden mit manipulierten Lohnabrechnungen versorgt haben, um so Bonität bei den Banken vorzutäuschen. Als sein Büropartner und Vermieter Muzaffer K. ihm dabei auf die Schliche kam und Anzeige erstattete, war es mit der Zweckgemeinschaft vorbei.

Am 3. April vergangenen Jahres wurde Muzaffer K. auf dem Heimweg in Unterschleißheim überfallen und brutal zusammengeschlagen. Der 50-Jährige erlitt dabei schwerste Kopfverletzungen, Blutergüsse und Brüche.

,,Das tut mir alles sehr leid, wir wollten das nicht'', entschuldigt sich Erdal K. Irgendwie sei die Sache ,,aus dem Ruder'' gelaufen, die schweren Verletzungen seien so nicht eingeplant gewesen. Vielmehr sei ,,nur'' eine ,,kleinere Abreibung'' vorgesehen gewesen.

Den Auftrag zu dem Überfall soll Emra S. erteilt haben, wobei angeblich keine Bezahlung dafür vereinbart worden sein soll.,,Es war ein reiner Freundschafts-dienst'', behauptet der arbeitslose und mit 30.000 Euro verschuldete Familien-vater Erdal K. ,,Wir sollten ihn nur einschüchtern und ihm ein paar Ohrfeigen geben. Heute weiß ich, dass das ein Riesenfehler war.''

Richter Manfred Götzl ist skeptisch. Warum Emra S. denn die Sache nicht selbst erledigt habe, will er wissen. ,,Er ist nicht so der Typ, der zuschlagen kann,und er hat auch nicht die Kraft dazu'', versichert Erdal K. Angesichts der kräftigen Statur von Emra S. scheint dies allerdings wenig plausibel zu sein.

Wie fest sie denn zugetreten hätten, fragt der Richter den Angeklagten. ,,Ganz normal halt'', antwortet Erdal K. mit entwaffnender Offenheit. ,,Was heißt bei ihnen normal, ich trete keine Leute zusammen'', hakt der Richter gereizt nach.

,,Das waren schon harte Tritte'', räumt Erdal E. schließlich ein. Angeblich wollen die Schläger von sich aus die Attacke beendet haben. Laut Anklage wurden sie jedoch erst durch einen auftauchenden Zeugen zur Flucht veranlasst. Der Prozess ist auf mehrere Tage terminiert.

© SZ vom 26.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: