Amoklauf-Drohung in München:Verdächtiger trieb Spielchen mit Polizei

Nachdem per E-Mail eine Bluttat angekündigt worden war, überwachten 1000 Polizisten 38 Münchner Realschulen verdeckt. Inzwischen nahmen die Ermittler einen Fachinformatiker fest. Der Mann spielte in seiner Drohung auf das Erfurter Massaker an und glaubte offenbar, seine Spuren im Internet verwischen zu können.

rus/odg

Wie ein Sprecher der Münchner Polizei im Gespräch mit sueddeutsche.de sagte, sei nach mehrtägigen Ermittlungen ein 23 Jahre alter Fachinformatiker festgenommen worden.

Mit diesem Laptop wurde die Drohung abgeschickt (Foto: Foto: Polizei München)

Der Deutsche habe im Stadtteil Gern isoliert gelebt, Bekannte oder Freunde hatte er kaum. Vor etwa einem Jahr war seine Beziehung zerbrochen, weshalb er sich in psychologische Behandlung begeben hatte.

Der Verdächtige war laut Polizei ein "reiner Trittbrettfahrer", Waffen wurden bei ihm nicht gefunden. Allem Anschein nach war er auf ein Katz- und-Maus-Spiel mit der Polizei aus.

Da der Mann über "ausgezeichnete IT-Kenntnisse" verfügt, glaubte er offensichtlich nach seiner Drohung per E-Mail die Spuren im Internet verschleiern zu können.

So nutzte der Mann das W-Lan einer Familie nahe seiner Arbeitsstätte, um die Drohung abschicken zu können.

Die Absender-Adresse enthielt den Namen Robert Steinhäuser. Damit wollte der Verdächtige ganz offensichtlich eine Verbindung zum Schulmassaker in Erfurt herstellen, bei dem der 19-Jährige Robert Steinhäuser 16 Menschen und sich selbst tötete.

In der Drohung schrieb der festgenommene Münchner, er sei in der Schule gehänselt worden.Die Nachricht war am Freitag über ein Formular auf der Homepage der Polizei abgeschickt worden. Darin wurde eine Bluttat an einer der Münchner Realschulen angekündigt.

Die Beamten nahmen die Drohung "sehr ernst". Am Sonntag wurden die Leiter aller 38 Münchner Realschulen ins Polizeipräsidium einbestellt und informiert.

Um die Öffentlichkeit nicht zu beunruhigen, seien die Schulen in der Landeshauptstadt durch verdeckte Ermittler geschützt worden. Es habe "umfangreiche Maßnahmen gegeben", etwa 1000 Beamte seien im Einsatz gewesen.

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