Alte, wehrt Euch!:Senioren sollen Trickdieben das Handwerk legen

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In München passieren zehn Mal so viele Betrugsfälle wie noch vor vier Jahren - Die Polizei startet deswegen eine Aufklärungskampagne für gefährdete Rentner.

Von Christian Rost

Immer häufiger werden Senioren Opfer von Gaunern. Die Polizei und der Verein Sicherheitsforum starten deshalb eine "Initiative gegen Trickdiebstahl", bei der Senioren gezielt über die Gefahren aufgeklärt werden sollen. Das Pilotprojekt startet im Januar in den westlichen Stadtteilen und soll im Erfolgsfall auf ganz München ausgedehnt werden.

In München leben etwa 300.000 Menschen, die älter als 60 Jahre sind. Das entspricht einem Anteil von 23 Prozent der Gesamtbevölkerung. Und gerade auf Senioren haben es Trickdiebe abgesehen.

Im Jahr 2000 verzeichnete die Polizei noch 13 Fälle von Trickdiebstahl. In diesem Jahr werden es laut Polizeivizepräsident Jens Viering deutlich mehr als 100 Fälle sein, wobei die Dunkelziffer bei eins zu sieben liegt. Im Durchschnitt erbeuten die Täter Bargeld und Schmuck im Wert von 2500 Euro.

"Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!"

Zwei Drittel der Opfer sind Frauen, die älter als 80 Jahre sind und zurückgezogen leben. Sie fasst die Polizei ins Auge: So soll in dem Pilotprojekt jeder Kontaktbeamte der Polizei in den Stadtteilen bis zu 15 Senioren für die Aufklärungskampagne gewinnen.

Diese Personen wiederum sollen dann möglichst viele Senioren in ihrem Umfeld über die Möglichkeiten zum Schutz vor Trickdiebstahl informieren, Motto: "Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!"

Daneben sollen Nachbarn und Bankangestellte sensibilisiert werden. Denn häufig bringen Täter ihre Opfer dazu, ihre Konten zu plündern. "Wenn die Diebe mit den Ersparnissen über alle Berge sind, bricht für die Senioren die Welt zusammen", sagt Viering. Der psychische Schaden sei enorm.

Keine Fremden reinlassen

Trickdiebe geben sich häufig als falsche Behördenmitarbeiter wie Polizisten oder Krankenschwestern aus. Manche geben vor, ein Glas Wasser oder etwas zum Schreiben zu benötigen. Die Polizei rät: sich den Dienstausweis zeigen lassen, telefonisch bei den Behörden rückfragen und keine Fremden einlassen.

Eine erste Aufklärungskampagne, die die Polizeidirektion West kürzlich anschob, brachte gute Ergebnisse. Die Aufklärungsquote stieg von 18 auf 31 Prozent. Doch die Gefahr, Opfer zu werden, steigt weiter, seit die Grenzen nach Osteuropa durchlässiger sind. Die Täter, warnte die Polizei in Wien ihre Münchner Kollegen, würden immer brutaler.

© SZ vom 19.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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