Allianz-Arena:Das Stadion steht, die Straßen fehlen

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Die Ausschreibungen für den Ausbau der Nürnberger Autobahn können beginnen - zum spätestmöglichen Termin, um noch zur Fußball-WM 2006 fertig zu werden. Knapp wird es allemal: Schon kleinere Zwischenfälle könnten den Zeitplan ins Wanken bringen.

Von Dominik Hutter

(SZ vom 18.12.03) — Der Ausbau der A9 ist aus der Autofahrer-Perspektive das wichtigste und aufwändigste Puzzlestück im WM-Verkehrsprogramm. Die Trasse, die schon heute zu den meistbelasteten Europas gehört, soll für 70Millionen Euro erweitert werden - auf sechs (Frankfurter Ring bis Kreuz München-Nord) und acht Spuren (Kreuz Nord bis Kreuz Neufahrn).

Die Beton-Orgie ist Voraussetzung, um den erwarteten Ansturm auf die Tribünen zumindest einigermaßen meistern zu können. Viel Arbeit also für die Autobahndirektion: Der Zeitplan, der zwingend von einem Baubeginn im Frühjahr 2004 ausgeht, galt von Anfang an als äußerst eng.

"Sehr zeitkritisch"

Ein länderübergreifender WM-Arbeitskreis hat den Münchner Plänen schon im April das beunruhigende Prädikat "sehr zeitkritisch" ausgestellt. Dabei war damals noch keine Rede von Maut-Ausfällen und reformbedingten Verzögerungen beim Bundeshaushalt.

Deren Folge: Ein Fernstraßen-Etat für 2004 liegt bis heute nicht vor - und so fühlte sich Bayerns Innenminister Günther Beckstein immer unwohler, je näher das Jahresende rückte. Denn die A9-Ausschreibungen können ohne Finanzzusage des Bundes nicht beginnen. Es müsse aber "noch in diesem Jahr" losgehen. Sonst drohe die Fußball-WM im Verkehrschaos zu versinken. So ganz klappt es nun nicht mehr mit den Becksteinschen Zeitvorstellungen.

"Mit Hängen und Würgen"

Aber zumindest der sechsspurig geplante Abschnitt kann noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden, das achtspurige Teilstück folgt Ende Januar. Baubeginn ist dann im März oder April. Günter Woltereck, Präsident der Autobahndirektion Südbayern, rechnet aber bei allem Optimismus damit, dass die WM-gerechte Verkehrsfreigabe 2006 nur "mit Hängen und Würgen" zu erreichen ist. Dazwischen kommen dürfe jedenfalls nichts mehr.

Die Bauarbeiten beginnen zunächst harmlos - Vorarbeiten wie das Verlegen von Leitungen laufen noch ohne Verkehrsstörungen ab. Richtig leiden müssen die Autofahrer vor allem im Jahr 2005. Dann werden im besonders stark belasteten Abschnitt bis Neufahrn die Spuren verschwenkt, eine je Richtung fällt sogar ganz weg. Innerstädtisch ist alles etwas einfacher - die Zusatz-Bahnen werden in den überbreiten Mittelstreifen gelegt.

Der ebenfalls im WM-Programm vorgesehene Ausbau des Kreuzes Neufahrn fehlt bisher bei den Zusagen aus Berlin. Dieses Bauwerk soll mit einem so genannten "Fly Over", einer direkten Brückenverbindung zwischen der Flughafen-Autobahn A92 und der A9 Richtung München nachgerüstet werden. Bislang quälen sich die Autofahrer auf dieser wichtigen Route durch eine als eng und stauanfällig berüchtigte Kurve. Die Rampe ist mit 20Millionen Euro veranschlagt.

Finanz-Garantie

Ohnehin umfasst die Finanz-Garantie von Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) nur die als besonders dringlich eingestuften WM-Projekte, zu denen übrigens auch die Erweiterung der Ausfahrt Fröttmaning und der Bau eines Halbanschlusses an der A99 (Ausfahrt nur aus Fahrtrichtung West, Einfahrt auf die Gegenspur) gehören.

Andere im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans als besonders dringlich eingestufte Projekte, etwa der sechsspurige Ausbau der A8 nach Stuttgart oder der achtspurige Ausbau der A99-Ost, müssen noch auf die Verabschiedung eines gültigen Fernstraßenhaushalts warten. Der soll laut Bundesverkehrsministerium frühestens im Januar vorliegen.

Welche und vor allem wie viele Projekte dann an die Reihe kommen, ist noch offen. Beim ADAC hat das große Bangen bereits begonnen.

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