Airbus-Zaungäste:Der Kampf um die besten Plätze

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Mit Kameras, Bier und Apfelschorle - Hunderte warten entlang der Landebahn auf den neuen Airbus.

Tobias Klein

Georg Schaller hat es sich gemütlich gemacht, so wie zu Hause im Garten. Er sitzt auf einem roten Plastikstuhl und legt die Hände in den Schoß. Im Minutentakt rauschen Flugzeuge über seinen Kopf hinweg. Zusammen mit seinen Freunden hat er sich gut vorbereitet, auf den Moment, wenn der A 380 in München landet.

"Das ist ein Projekt in Deutschland, das schon etwas hermacht", sagt er. Um 8 Uhr morgens sind sie in Berg im Gau bei Schrobenhausen losgefahren, um einen der begehrten Plätze auf dem Zuschauerhügel südlich der Landebahn zu ergattern. Nun sitzen Georg Schaller, Helmut Otillinger, Anton Wolfelsberger und Otto Feigl an einem weißen Plastiktisch und trinken Bier, Radler und Apfelschorle. Dieter Zeller aus Fürstenfeldbruck hat sich zu ihnen gesellt. "Das hat sich einfach so ergeben", sagt er. Flugzeuge verbinden.

Mittlerweile haben sich an die zweihundert Menschen auf dem Hügel versammelt. Die meisten halten einen Fotoapparat, eine Videokamera oder ein Fernglas bereit. "Von hier oben hat man den besten Überblick", sagt Peter Lippert, Bankkaufmann aus München, der sich für das Ereignis extra einen Tag frei genommen hat. "Dort unten sind einfach zu viele Leute", sagt er und zeigt auf den Zaun vom Flughafengelände.

Teilhaben an der Welt

Es ist kurz vor zwölf, auf dem Hügel wird es unruhig. "Er kommt schon um 12.03 Uhr", ruft jemand. Diejenigen, die schon früh ihre Plätze eingenommen haben, wehren sich gegen jeden Neuankömmling, der die Sicht versperren könnte. Jedes Flugzeug, das nun zum Landeanflug auf den Flughafen ansetzt, könnte der A 380 sein. "Ist er das?", rätseln manche. Doch viele der überwiegend männlichen Zuschauer erweisen sich als Fachleute. Sie erkennen schon von Weitem Flugzeugtyp und Airline.

Lässig und unbeeindruckt von der Unruhe sitzt Adi Brandl auf dem Boden. Nur eine Plastiktüte hat er sich untergelegt. Er ist mit dem Mountainbike aus Erding gekommen und freut sich schon auf die Ankunft des Fliegers. Der Rentner war früher Betriebsleiter. Wenn er mit dem Rad unterwegs ist, macht er häufig einen Abstecher zum Zuschauerhügel: "Mir vermittelt der Flughafen das Gefühl, an der Welt teilzuhaben. Aber heute bin ich nur wegen des A 380 hier."

Um 12.22 Uhr ist es dann so weit: Der gewaltige Airbus setzt zum ersten Mal zum Landeanflug an, klappt das Fahrwerk aber nicht aus und startet noch einmal durch. "Der ist aber wirklich riesig", lauten die meisten Kommentare. Nach der endgültigen Landung auf dem Münchner Flughafen werden die Kameras verstaut. Man macht sich auf den Heimweg.

Familie Zech hingegen hat noch nicht genug gesehen. Auf einer Leiter direkt am Zaun zum Flughafengelände turnt die fünfjährige Marie. Sie hält mit einem Fernglas nach weiteren Flugzeugen Ausschau. "Marie ist ganz fasziniert von Flugzeugen und kann nicht genug bekommen", sagt Mutter Andrea. Michael Zech hat extra Urlaub genommen und auch seine Tochter für einen Tag vom Kindergarten befreit. Geflogen ist Marie noch nie.

"Für eine vierköpfige Familie ist so ein Flug schon recht teuer", sagt Andrea Zech. Was bleibt übrig von einem Vormittag des langen Wartens? "Wenn sich das Wetter hält, werde ich mir auch noch den Start um 17.30 Uhr anschauen", sagt Robert Bauer aus Geisenhausen.

© SZ vom 29.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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