Air & Style:Höher, weiter, berühmter

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Snowboarden vor großer Kulisse: Beim Air&Style Rookie Challenge im Münchner Olympiapark wollten die Teilnehmer vor allem eines: den Respekt der Großen.

Lautes Johlen empfing Tim Humphreys im VIP-Speisesaal des Olympiastadions. Viele beachteten den kleinen 19-jährigen Snowboarder zwar nicht, aber an einem Tisch standen fünf Sportkameraden und sorgten für Lärm. Erst huschte ein verlegenes Lächeln über Humphreys' Gesicht, dann klatschte er heftig in die Hände.

Die Gratulationen bedeuteten dem US-Amerikaner so viel wie sein Sieg bei der Rookie Challenge, dem Nachwuchswettbewerb des Air&Style. "Die anderen haben jetzt mehr Respekt vor mir", freute sich Humphreys.

Gestiegene Achtung verdienen sich alle Sieger, egal welcher Sportveranstaltung, in der Snowboard-Szene genießt Respekt jedoch einen ganz anderen Stellenwert. Die Fahrer sagen sich gerne von Konventionen und äußeren Vorschriften los, und betonen dafür das einzigartige Innenleben ihres Kreises.

Die Anerkennung der anderen Fahrer und Mitglieder der Szene macht sich aber bezahlt: Der Marktwert steigt, Sponsoren unterbreiten Angebote, Veranstalter laden zu Wettkämpfen ein, Fahrer bitten um einen Part in ihrem nächsten Snowboard-Film. "Alle müssen aufpassen, weil sie wissen: Da kommt einer", sagte Humphreys.

Im nächsten Jahr wird der Fahrer aus Basking Ridge/New Jersey definitiv wieder nach München reisen. Der Sieger der Rookie Challenge darf im Hauptfeld des Air&Style starten und sich mit den besten Snowboardern der Welt messen. Entsprechend verbissen widmete sich Humphreys der Vorbereitung zum Air&Style.

Zwei Tage lang trainierte er seine Sprünge ein, überließ nichts dem Zufall. "The winner takes it all", entschuldigte er seinen für die lockere Szene untypischen Ehrgeiz: Der Sieger nimmt alles mit, den Platzierten bleibt nichts. Erfreut beobachtete Humphreys den Verlauf des Hauptwettbewerbs, in dem der Rookie-Vorjahressieger Mikkel Bang erst Titelverteidiger Travis Rice ausschaltete und im Finale Platz zwei belegte.

Bangs Durchmarsch nahm Marco Smolla völlig ungerührt zur Kenntnis. So groß sei der Unterschied zwischen den Rookies und den anderen Startern nicht, behauptete der Münchner, der wegen Stürzen in beiden Durchgängen den letzten Platz belegte.

Doch auch Smolla musste zugeben, dass die Kollegen um Bang dem Nachwuchs in Höhe und Weite ihrer Sprünge ein Stück voraus sind, auch die Kreativität und der Grad der Spektakels waren höher. "Sie sind sicherer, können einen Sprung auch ohne Probedurchgang sofort stehen. Da müssen wir noch hin", erklärte der 18-Jährige aus Großhadern. Ein weiterer wichtiger Unterschied: der Name. "Die Starter aus dem Hauptfeld kennt jeder in der Szene, unseren nicht", sagte er, "noch nicht".

Keine Förderung des Nachwuchses

Der Aufwertung der Bekanntheit dient zum Beispiel der Air&Style. Im Snowboarden wird der Nachwuchs nur teilweise gefördert, der Bundesverband unterstützt lediglich die Athleten, die in den olympischen Disziplinen starten. In einem Fahrer wie Smolla, der nicht die Halfpipe, sondern die Schanze fährt, sieht der Verband keinen Gegenwert, weswegen er sofort durchs Raster fällt. "Daher werden wir eigentlich nur von den Sponsoren gefördert", sagte Smolla. Diese laden zu Veranstaltung wie dem Air&Style ein, organisieren Trainingslager oder bringen den Fahrer in einem Film unter.

Während die Klassenkameraden des Abiturienten Smolla gerade noch zwischen einem Studium der Juristerei oder der Medizin schwanken, weiß Marco Smolla daher schon genau, was er vom nächsten Sommer an machen wird: Snowboarden.

© SZ vom 3.12.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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