Achtjähriges Gymnasium:Schüler hoffen auf die Bagger

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Im Februar sollen an vier Gymnasien die Umbauten beginnen - noch streitet die Stadt jedoch mit dem Freistaat ums Geld.

Anja Burkel

Im Staub und Krach einer Baustelle dem Unterricht zu lauschen, wünscht sich wohl kaum ein Schüler. Und doch dürften Münchner Gymnnasiasten in letzter Zeit bisweilen Bagger herbei sehnen: um Wände heraus zu reißen, Räume zu vergrößern und endlich Platz zu schaffen für das Achtjährige Gymnasium.

Durch die Verkürzung der Schulzeit wird's eng an den Gymnasien. (Foto: Foto: dpa)

Denn an Münchens Gymnasien wird es von Jahr zu Jahr enger, seit der Freistaat die Kürzung des Gymnasiums auf acht Jahre verfügt hat; mittlerweile ist dieses in die siebte Klasse vorgerückt. Und da verlangt es längst nach Klassenzimmern für die Intensivierungsstunden, Silentiumräume für die Entspannung sowie Küchen und Speisesäle für das Mittagessen.

Aber die Bauarbeiten an den 36 öffentlichen Gymnasien sollen 60 Millionen Euro kosten - und die Finanzierungsfrage ist, wie in anderen Bayerischen Städten, längst nicht gelöst. Denn die Stadt beruft sich auf das Konnexitätsprinzip, das da besagt: Wer anschafft, zahlt. Und angeschafft hat das Achtjährige Gymnasium nunmal der Freistaat, weshalb die Kommune diesen auch gerne beim Begleichen der Rechnung sähe - und zwar der ganzen Rechnung.

Baubeginn hängt vom Wetter ab

Bislang, so Schulreferats-Sprecherin Eva-Maria Volland, will der Staat weniger als die Hälfte davon bezahlen; der Rest soll aus der Schatzkammer der Stadt kommen und aus dem Investitions-Topf des Bundes für Ganztagesbetreuung. Ein von der Stadt bestelltes Rechtsgutachten habe zwar einer Klage "gute Chancen auf Erfolg" eingeräumt, so das Schulreferat. Trotzdem setzt man vorerst weiter auf Verhandlungen - und die Bauarbeiten sollen währenddessen endlich beginnen.

"Ende Februar, Anfang März", sagt Eva-Maria Volland, "geht es voraussichtlich los". Am liebsten würde man damit noch die Winterferien erwischen, die am 27. Februar beginnen. Doch der Baubeginn hängt allzu sehr vom Wetter ab; erst nach dem Ende der Frostperiode kann es tatsächlich los gehen.

Und dann rücken die Bauarbeiter auch nicht überall zugleich an; stattdessen wird an vier staatlichen Gymnasien begonnen, an denen vergleichsweise kleine Umbauten anstehen: Am Theresien-Gymnasium, nahe der Theresienwiese, soll der überdachte Teil des Pausenhofs mit Wänden abgeschlossen werden und in Zukunft als Raum für das Mittagessen dienen. Das altehrwürdige Wilhelmsgymnasium im Lehel muss lediglich den Umbau eines Lernmittelraums zum Aufenthaltszimmer ertragen. Eine eigene Küche ist nicht nötig, schließlich können die Gymnasiasten - neben der Schulcafeteria - auf den Speiseplan der benachbarten Kantine der Regierung von Oberbayern zurückgreifen.

G-8-Alltag fordert Raum

Derweilen wird am Luitpold-Gymnasium, ebenfalls im Lehel, der überdachte Teil des Pausenhofs geschlossen und, zusammen mit einem Anbau, als Speisesaal, Küche und Pausenverkauf genutzt. Außerdem wird ein Raum zu Zwecken der Nachmittagsbetreuung umgebaut. Am Maximiliansgymnasium in Schwabing ist eine Küche bereits vorhanden, die lediglich saniert werden muss. In den Speise- und Aufenthaltsraum kommt ein Café.

Im April oder Mai, so die Pläne des Schulreferats, soll die gymnasiale Verwandlung mit zwei Bauvorhaben an städtischen Schulen weiter gehen: Dass auf der Wiese neben dem Neuperlacher Heinrich-Heine-Gymnasium fünf eingeschossige Holzpavillons mit Satteldächern stehen, kommt den Planern zupass: Einer davon sollen zu Gunsten des G8 umgebaut werden. Wo sich jetzt die Toiletten befinden, wird eine Küche eingebaut. Zwei größere Räume des Pavillons werden zu Speisesälen und Aufenthaltsräumen umfunktioniert.

Am Schwabinger Oskar-von-Miller-Gymnasium soll im April eine Küche samt Speisesaal im jetzigen Fahrradkeller entstehen; dann müssen die Schüler endlich nicht mehr auf provisorisch aufgestellten Bänken im Flur essen. Damit sie in den Kellerräumen ihr Essen bei Tageslicht sehen können, ist eine Abgrabung am Schulgebäude geplant. Die ersten Baumaßnahmen sollen bereits zum neuen Schuljahr im September abgeschlossen sein.

Andere Schulen haben es da weniger gut. Zwar soll "ein Großteil der Maßnahmen", so Eva-Maria Volland, "noch vor den Sommerferien begonnen werden. Auf Zahlen oder gar Schulnamen will man sich aber nicht festlegen. Schließlich fürchtet die Stadt weiterhin, auf den Baukosten sitzen zu bleiben. Detaillierte Pläne für die Transformation gibt es jedoch schon für jedes einzelne Gymnasium. Denn der G-8-Alltag fordert weit mehr als Küchen und Klassenzimmer: Räume für Hausaufgaben, Besprechungen, Präsentationen, Musikunterricht und zum Beispiel für das Fach Natur und Technik.

© SZ vom 10. Januar 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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