Abi 2003 - Der erste Tag:"Ich will nur durchkommen"

Lesezeit: 2 min

Kurvendiskussionen und die Liebe des Gemüsehändlers: Abiturienten über ihren ersten Prüfungstag.

Anja Burkel

Und wie ist es gelaufen? Für 2540 Schüler an 36 öffentlichen Gymnasien in München hat am Montag das Abitur begonnen; dazu kommen die Kandidaten an Abendgymnasien und Münchenkolleg sowie zwölf Privat-Gymnasien. Auch Schüler des St.-Anna-Gymnasiums schwitzten über den schriftlichen Grundkurs-Aufgaben - und erzählten danach, wie es ihnen ergangen ist.

Abitur 2003: Mehr als 2500 Schüler schwitzen über den Grundkurs-Aufgaben (Foto: N/A)

Sonja A., 20 Jahre, Grundkurs Mathematik:

"Ich wollte vor allem durchkommen - und das hab ich wohl geschafft. Die Fragen waren okay: In Analytischer Geometrie mussten wir zum Beispiel eine Ebene aus zwei Geraden berechnen und das Volumen von einem Prisma.

In Infinitesimalrechnung gab es so eine Kurvendiskussion. Da war ein Graph dargestellt und man musste aus dem Bild die Funktion erschließen.

In Stochastik ging es darum, wie viele Möglichkeiten der Spielleiter einer Fußballmannschaft hat, sie aufzustellen. Also mit soundsovielen Spielern im Mittelfeld, einem im Tor und so weiter. Obwohl mir Mathe gar nicht so liegt - normalerweise hab ich immer so sechs Punkte - fand ich's nicht sehr schwer.

Also Geo war leicht, Infi schwer und Stochastik mittel. Vorher war ich schon aufgeregt, während der Prüfung aber gar nicht mehr."

Jonathan N., 19 Jahre, Grundkurs Wirtschafts- und Rechtslehre:

"Ich hatte vorher alle Abi-Aufgaben aus den letzten Jahren durchgearbeitet - das war nicht nur fachliches Training, sondern auch ein motorisches für die Schreibhand: Immerhin hab ich in der Prüfung drei Doppelseiten in Recht und vier Doppelseiten in VWL voll geschrieben.

Die Aufgaben fand ich interessant und anwendungsorientiert; ich denke, das hat das Kultusministerium auch als Konsequenz aus der Pisa-Studie so gemacht: In VWL war ein aktueller Artikel aus der SZ als Quelle dabei, in Recht ging es um die Straftat eines Jugendlichen in der Freinacht zum 1. Mai. Sowas wie ,theoretische Wirtschaftskreisläufe' findet man jetzt seltener in Abituraufgaben.

Das BGB hatte ich mit vielen bunten Zetteln ausgerüstet, um die Paragraphen schneller zu finden, das ist erlaubt. Die wurden aber in der Prüfung überflüssig, weil ich durch das Basteln am BGB eh schon auswendig wusste, wo was ist.

Für mich ist der Durchschnitt wichtig: Ich will Wirtschaftsingenieurwesen studieren, da lag der NC letztes Jahr bei 1,8."

Leon T., Grundkurs Englisch:

"Zufrieden bin ich schon, aber nicht übermäßig. So sechs, sieben Punkte aufwärts werden das. Ich war eigentlich ganz ruhig, Prüfungsstress ist nicht meins: Früh ins Bett gehen, gut frühstücken, Leute meiden, die Stress haben.

Als ich die Prüfungsaufgaben vor mir hatte, hab ich erst mal meine mitgebrachten Butterbrezen gegessen. Das Thema war ein Ausschnitt aus einem Frauenroman: ,The Bean Trees' von Barbara Kingsolver. Im Text geht es um eine Frau, die sich in den Gemüsehändler verliebt - der auch noch ,Bobby Bingo' heißt - und mit ihm ganz komische Gespräche führt. Nicht ganz mein Geschmack: Kitschig, wenig Aussage, wenig Aktion.

Acht Seiten hab ich geschrieben und bin eine Viertelstunde vor Schluss rausgegangen. Es war nicht so schwer. In Englisch kann man ja eh nicht viel lernen. Wesentlich mehr bange ist mir vor meinen Leistungskursprüfungen in einer Woche - Mathe und Chemie."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: