600 Kilo Heroin geschmuggelt:Familienvater als Drogenboss

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Er lebte in bescheidenen Verhältnissen und schmuggelte Heroin im Wert von Millionen Euro: Ein 58-jähriger Türke gilt bei den Münchner Drogenfahndern als "ganz großer Fisch".

Der in München verhaftete mutmaßliche Drogenboss soll allein in den vergangenen zwei Jahren den Schmuggel von 600 Kilogramm Heroin nach Westeuropa organisiert haben. Bei dem 58-jährigen Türken handele es sich um einen "ganz großen Fisch", sagte Drogenfahnder Jürgen Thiel. Der Mann war nach der Sicherstellung von rund 120 Kilo Heroin bei Kurieren in Bayern und der Türkei am Münchner Airport verhaftet worden.

Drogenfahnder Jürgen Thiel präsentiert einen Teil des beschlagnahmten Heroins. (Foto: Foto: dpa)

Der Großhandelswert von 600 Kilogramm Heroin wurde mit 12 Millionen Euro angegeben. Im Straßenverkauf ließen sich - wegen der üblichen Streckung der gefährlichen Droge - mit 600 Kilogramm bis zu 42 Millionen Euro erzielen, hieß es. Allein diese Zahlen zeigten die Dimension des neuen bayerischen Drogenfalls, erklärte Hajo Tacke von der Staatsanwaltschaft München I. Der Mann müsse nun mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren rechnen.

Bei dem mutmaßlichen Drahtzieher habe man bisher aber keine größere Geldsumme gefunden, berichtete Thiel. "Wir sind aber noch am Anfang der Ermittlungen." Der Mann habe seit 1969 mit seiner Frau und zwei Kindern in bescheidenen Verhältnissen in München gelebt. Die bayerische Landeshauptstadt "war für ihn der Ruheraum", die Drogen seien zunächst für die Niederlande bestimmt und dann zur weiteren Verteilung in Europa vorgesehen gewesen.

Der entscheidende Hinweis war von den türkischen Behörden gekommen. Sie hatten Wind von größeren Drogen-Schmuggelfahrten nach Westeuropa bekommen, bei denen die Fäden bei dem 58-Jährigen in München zusammenlaufen sollten. "Wir haben dann schnell Kontakt mit den deutschen Behörden hergestellt", sagte Yasar Yaman von der Generalsicherheitsdirektion in Ankara.

Das Heroin war im doppelten Boden eines Kleinlasters versteckt. (Foto: Foto: ddp)

Für die Organisation der Schmuggelfahrten habe sich der unauffällige Familienvater jeweils ins Flugzeug nach Istanbul gesetzt, berichtete Drogenfahnder Thiel von der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) für Südbayern, in der Zoll und Polizei zusammenarbeiten.

Im Zuge der Ermittlungen flogen dann zwei offenbar von dem 58-Jährigen organisierte Kurierfahrten auf. Dabei wurden am 31. Januar in der Türkei rund 52 Kilogramm Heroin und am gleichen Tag an der Autobahn A 8 Salzburg-München bei Bad Reichenhall weitere 68,5 Kilogramm Heroin sichergestellt.

Es habe sich bei der sichergestellten Menge um sehr reines und hochwertiges Heroin gehandelt, das für den Straßenverkauf auf mindestens die vierfache Menge hätte gestreckt werden können, sagte Tacke. Er gab den Großhandelswert des beschlagnahmten Heroins mit 2,4 Millionen Euro an. Im Straßenverkauf hätten sich damit 8,4 Millionen Euro erzielen lassen, hieß es.

Das Heroin war jeweils in einem Kleinbus mit doppeltem Boden versteckt. Der Zugang zu dem Hohlraum mit der heißen Fracht war in beiden Fällen unter dem Beifahrersitz versteckt. Die Kuriere - zwei Bulgaren im Alter von 55 und 42 Jahren - wurden festgenommen. Der 42- Jährige war mit dem Heroin offenbar über Bulgarien nach Griechenland, dann mit der Fähre nach Italien und über Österreich weiter nach Deutschland gefahren, wo die Fahnder schon an der Autobahn-Raststätte Piding auf der Lauer lagen. Der 42 Jahre alte Kurier muss sich vom 19. Juli an vor dem Landgericht Traunstein verantworten.

Nach dem Auffliegen der beiden Kurierfahrten wartete der 58 Jahre alte Drogenboss in den Niederlanden vergeblich auf die Ankunft der heißen Ware und hielt sich weiter im Ausland auf. Der zuständige Ermittlungsrichter erließ gegen ihn unterdessen Haftbefehl. Als der Mann am 1. Juli am Münchner Flughafen ankam, wurden dem völlig Ahnungslosen sofort Handschellen angelegt.

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