Nordkorea:Barocke Propaganda

Die Hardliner im Apparat nutzen die Pandemie, um sich weiter abzuschotten.

Von Christoph Giesen

Nordkorea hat den wichtigsten politischen Termin seit fünf Jahren abgehalten, den achten Kongress der herrschenden Arbeiterpartei, und die Welt bekommt davon kaum etwas mit: Das verschlossenste Land der Erde hat sich in der Pandemie noch stärker verbarrikadiert. Die meisten Botschaften sind seit Monaten verwaist, die Büros der internationalen Hilfsorganisationen geschlossen, ausländische Journalisten gibt es in dem Land nicht. Verlassen muss man sich auf die barocke Propaganda der nordkoreanischen Staatsmedien. Angewandte Pjöngjang-Wissenschaften, Lektüre zwischen den Zeilen und Jubelbildern.

Die Hardliner im Apparat nutzen die Krise, um sich weiter abzuschotten: Es gibt keine Anzeichen von wirtschaftlichen Lockerungen, keine wegweisenden Beschlüsse, keine wirtschaftlichen Reformen, keine Öffnung - nur die alten Parolen: Die Führung verlangt von den Nordkoreanern mehr Anstrengung und mehr Gehorsam. Militärisch könnte sich die Lage sogar noch verschärfen. Machthaber Kim Jong-un posiert in weißer Marschalluniform und kündigt die Entwicklung von neuen Raketen und Atom-U-Booten an.

In Nordkorea bleibt also alles beim Alten: Dieser unmögliche Staat, dieses Fossil des Kalten Krieges, beutet die eigene Bevölkerung aus und wird die Welt mit Säbelrasseln in Atem halten.

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