Kinderbetreuung:Zeit, die keiner hat

Der Personalmangel macht Kita-Kräfte mürbe.

Von Edeltraud Rattenhuber

Wer wissen will, wie es dem Kita-Personal geht, muss nur einen Blick in bestimmte Online-Foren werfen: kein Urlaub wegen pandemiebedingter Notbetreuung, wochenlange Vertretung der kranken Leiterin, ständiger Wechsel zwischen einzelnen Gruppen. "Ich mache meinen Job echt gerne und bin auch nicht leicht zu stressen", schreibt eine. "Aber so langsam ist's dann auch gut." Solche Aussagen sind ein Alarmsignal - und keine Seltenheit. Laut einer Studie der OECD macht vor allem der Personalmangel Kita-Kräfte mürbe, und das nicht nur in Krisenzeiten.

Dabei sind Erzieherinnen in der Regel hochmotiviert. Sie bei der Stange zu halten, wäre daher relativ einfach. Mehr Gehalt könnten die meisten brauchen, das ist richtig. Aber daran hängt nicht alles. Erzieher brauchen auch das Signal, dass man ihre Arbeit wertschätzt. Dazu gehört, ihre Klagen ernst zu nehmen, zum Beispiel darüber, dass sie zu wenig in der digitalen Wissensvermittlung im Kleinkindalter geschult werden.

Eine erschreckende Erkenntnis der Studie ist, dass viele Erzieherinnen sich für die Arbeit mit Kindern aus benachteiligten Familien nicht ausreichend ausgebildet fühlen. Mit gezielter Fortbildung allein wird sich dieses Problem nicht lösen lassen. Die Betreuung von benachteiligten Kindern braucht Zeit. Zeit, die viele Kita-Kräfte nicht haben, eben weil das Personal fehlt. Womit man wieder beim Anfang wäre.

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