Islamistischer Terror:Der Hass hat System

Der Prozess um die Morde an der Mannschaft der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" zeigt: Die Täter hielten sich strikt an ihre antisemitische und antidemokratische Ideologie.

Von Nadia Pantel

Es lohnt sich nicht, den Charlie-Hebdo-Prozess von seinem Ende her zu betrachten. Es ist zwar nicht gleichgültig, welche Strafen die Angeklagten bekommen, doch für die französische Gesellschaft hatte die dreimonatige Verhandlung eine andere Funktion als nur die Klärung der Schuldfrage. Die Männer, die auf der Anklagebank saßen, wurden oft als Handlanger bezeichnet. Die entscheidende Frage aber lautet: Waren sie Handlanger von drei Einzeltätern oder waren sie Handlanger innerhalb eines Systems?

Der Prozess zeigte klar die Ideologie der Täter. Und machte somit deutlich, dass diese Teil islamistischer Netzwerke waren. Sie töteten nicht blind, sie prahlten richtiggehend mit ihrem menschenverachtenden Weltbild. Vor Gericht wiederholte die Kassiererin des koscheren Supermarkts, in dem vier Menschen ermordet wurden, die Worte des Attentäters: "Ihr seid, was ich am meisten hasse, Franzosen und Juden."

Die Anschlagsserie im Januar 2015 begann in der Redaktion von Charlie Hebdo als Angriff auf die Meinungsfreiheit. Sie endete mit der Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt. Der Prozess dokumentierte auch, wie Terrorgruppen und deren Sympathisanten auf die Taten reagierten: begeistert. Sie sahen in den Anschlägen den Beginn ihres möglichen Triumphes.

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