Aktuelles Lexikon:Gurkenwasser

Von Clemens Markus

Die Straßenmeistereien rund um die niederbayerische Stadt Dingolfing benutzen Gurkenwasser, um die Straßen im Winter eisfrei zu halten. Sie tun dies mit einigem Erfolg, denn das Pilotprojekt soll jetzt ausgeweitet werden; im ersten Jahr sparte es 140 Tonnen Salz und eine Million Liter Wasser. Was zunächst kurios klingt, ist klassische Kreislaufwirtschaft: Jede Salzgurke, die durch Milchsäuregärung ihre Säure und Haltbarkeit erhält, ist irgendwann verkauft und aufgegessen, aber die Lake vom Einlegen bleibt in der niederbayerischen Fabrik zurück. Dieser Sud muss von Rückständen gereinigt und der Salzgehalt auf 22 bis 26 Prozent erhöht werden - fertig ist die Sole, die Straßen schneller und effizienter von Eis befreit als Trockensalz. Natürlich ist diese Form der Resteverwertung eine feine Sache, aber sie ist nicht die erste Idee, wie sich Gurkenwasser verwerten lässt. Schließlich hat der Mensch schon zu Zeiten Gemüse fermentiert, als er nicht genug hatte, um sich das Wegwerfen von Lebensmittelresten leisten zu können. In den Küchen Osteuropas ist die Salzlake unverzichtbar zum Säuern von Suppen wie der russischen Soljanka. Gesund (und in größeren Mengen auch abführend) ist solcher Saft zudem, wenn er pur getrunken wird, weshalb heute Sauerkrautsaft im Sortiment keines Reformhauses fehlen darf.

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