Aktuelles Lexikon:Fiktion

Erdachtes, Wirklichkeit und ihre Schnittmengen.

Von Marija Barišić

Das Wort Fiktion kommt vom Lateinischen fingere und bedeutet so viel wie formen, ersinnen oder erheucheln. Fiktion ist also etwas Erdachtes, etwas, das so nicht in der Wirklichkeit existiert. Was aber, wenn Fiktion und Wirklichkeit kaum noch zu unterscheiden sind? In der fiktiven Serie "The Crown" geht es um den Auf- und Abstieg von Margaret Thatcher, aber auch um die Dreiecksbeziehung zwischen Prinz Charles, Lady Di und Camilla Parker. Kürzlich klagten Kritiker, dass die Queen in der Serie falsch gekleidet sei, zudem sei die Angeltechnik von Prinz Charles verfälscht worden. Unter anderem wegen solcher historischer Ungenauigkeiten hat der britische Kultusminister nun gefordert, die Serie mit einem Warnhinweis zu versehen - aus Angst, eine Generation von Zuschauern könne das Ganze als real fehlinterpretieren. Eine ähnliche Diskussion gab es auch hierzulande, im September strahlte die ARD die Serie "Oktoberfest 1900" aus, in der zwei Brauerei-Clans um ihre Vormachtstellung kämpfen. Der Münchner Festwirt Christian Schottenhamel beschimpfte die Serie als "rufschädigend", die Darstellung der Brauereien sei "schlimm", die Gäste würden denken: "Das ist auch heute so." Gebracht hat es nichts, die Produzenten beruhigten mit dem Argument der "fiktiven Serie". Ob der britische Kultusminister erfolgreicher dabei sein wird, die Wirklichkeit vor der Fiktion zu retten?

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