Wunschfunk:Bildung muss kostenlos sein!

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Was sollen Öffentlich-Rechtliche bieten? Die SZ befragt das Publikum in einer Serie. In der sechsten Folge gibt der Liedermacher Reinhard Mey Auskunft.

Reinhard Mey ist Musiker und Liedermacher. Zwischen 1967 und 2016 hat Mey 27 deutsche Studioalben veröffentlicht. Der 76-jährige Musiker lebt in seiner Heimatstadt Berlin. (Foto: Jim Rakete/Universal)

Was soll öffentlich-rechtlicher Rundfunk bieten? Antworten darauf suchen die Ministerpräsidenten. Die SZ fragt Zuschauer in einem täglich erscheinenden Fragebogen nach ihrer Meinung. Den sechsten beantwortet Liedermacher Reinhard Mey.

Woran denken Sie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk zuerst?

Daran, dass er in jahrzehntelanger Routine und immer garantiertem Wohlstand festgefahren und versteinert ist. Anspruchslos, ohne Ideen, langweilig.

Wann und wie viel schauen Sie fern?

Täglich zwei bis drei Stunden, 19.30 Uhr Berliner Abendschau, 20 Uhr Tagesschau, dann bin ich auf der Suche nach guten Fernsehfilmen oder Dokumentationen, vorwiegend auf Arte, 3sat oder den Dritten.

Welche Sendung sehen oder hören Sie?

Serien wie Inspector Barnaby und Bad Banks oder das Magazin Leschs Kosmos.

Bei welcher Sendung schalten Sie ab?

Folgende schalte ich grundsätzlich gar nicht erst ein: Herzkino, Sport, Talkshows, Quiz- und Ratesendungen, Karneval. Auch beim Tatort lässt inzwischen das Interesse rasant nach.

Glauben Sie, die Sender sollten mehr Freiheit darüber bekommen, welches Programm sie machen?

Freiheit ist immer gut.

Wenn Sie Intendant wären, was würden Sie sofort ändern? Und was langfristig umgestalten?

Fußball, Tour de France, Skispringen und Bobfahren kämen nur in ausgewiesenen Sportsendungen vor, und kein Usedom-Krimi würde einem Fußballspiel geopfert.

Was würden Sie langfristig umgestalten?

Einrichtung einer vernunftbegabten Fernsehspielredaktion, die endlich wieder Qualität statt der dümmlichen Freitagsfilme auf dem festen Deppenplatz 20.15 Uhr im Ersten bietet. Endlich wieder Literaturverfilmungen wie in den Sechzigern, wie einst Langusten, Der Biberpelz oder Die Zeit und die Conways.

Wenn es Ihnen selbst überlassen wäre, wie viel würden Sie pro Monat für das Programm zahlen, das die Öffentlich-Rechtlichen liefern?

Nix, aber für gute Filme oder Fernsehspiele so viel, wie ich jetzt für Filme auf Abruf bezahle. Die Tagesschau zu liefern ist eine Aufgabe der politischen Bildung, für die dieser Staat zuständig ist. Das hat kostenfrei zu sein.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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