Wo es bereits automatisiert läuft:Virtueller Alltag

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Reuters durchforstet mit einem Programm Twitter nach neuen Themen, der DFB erstellt bald Spielberichte automatisch, und die "LA Times" meldet Erdbeben mit dem Quakebot.

Themen aufspüren

Ein Erdbeben in China oder die Notwasserung eines Flugzeugs auf dem Hudson in New York - auf Twitter schreiben Menschen auf der ganzen Welt, wenn etwas Spektakuläres passiert. Sie sind dabei zumeist schneller als klassische journalistische Quellen. Aus dieser Masse an Information soll das Programm Reuters Tracer die wichtigsten Ereignisse herausfiltert. Das System der Nachrichtenagentur versucht aus zwölf Millionen Tweets täglich die herauszufinden, die seriös wirken und eine wichtige Neuigkeit transportieren. Ein Test hat ergeben: Beim Anschlag auf den Brüsseler Flughafen im März 2016 wäre das System zwei Minuten schneller gewesen als der erste lokale Medienbericht und zehn Minuten schneller als die erste Meldung von Reuters.

Spielberichte liefern

"Alle Spiele, alle Tore" - so überschreibt der Deutsche Fußballbund (DFB) ein Projekt, bei dem von der kommenden Saison an alle Amateurspiele bis hin zu den Meisterschaftsspielen der A- bis C-Jugend einen automatisierten Spielbericht bekommen sollen. Generiert aus den gemeldeten Spieldaten enthalten diese die Zahl der Treffer, Torschützen und Auswechslungen. Auf dem DFB-Portal fussball.de sollen mithilfe eines Dienstleisters pro Spieltag bis zu 75 000 Berichte entstehen - manche davon könnten als direkte Konkurrenz zu Lokalzeitungen veröffentlicht werden. Bisher sind solche automatisierten Sportberichte aber sprachlich relativ einfach formuliert, auch fehlen ihnen die Eindrücke vor Ort, die nur Reporter liefern können.

Erdbeben melden

Immer wieder bebt die Erde in Kalifornien. Mitten durch den amerikanischen Bundesstaat geht die San-Andreas-Verwerfung - und sorgt für einige seismische Aktivität. Um die Bürger darüber schnell zu informieren, hat die LA Times den so genannten Quakebot programmiert, der aus Daten der United States Geological Survey (USGS) kleine Artikel schreibt und dazu eine Karte mit dem eingezeichneten Epizentrum produziert. Diese Artikel werden automatisch auf der Webseite der Zeitung sowie auf Twitter veröffentlicht. 2017 sorgte der Bot für Unruhe, als er ein starkes Erdbeben in Kalifornien mit einem Wert von 6,8 meldete. Das Erdbeben gab es zwar - allerdings im Jahr 1925. Die wissenschaftliche Behörde USGS hatte einen Fehler in ihre Daten eingefügt.

© SZ vom 01.07.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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