Verlag M.DuMont Schauberg:Geschwisterwechsel im Vorstand

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Es bleibt in der Familie: Isabella Neven DuMont ersetzt im Vorstand des Verlages M.DuMont Schauberg ihren entmachteten Bruder Konstantin.

Marc Felix Serrao

Die Dynastie soll weiterbestehen. Wie das Kölner Unternehmen M.DuMont Schauberg ( Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau, Mitteldeutsche Zeitung) an diesem Donnerstag bekannt gab, wird Verlegertochter Isabella Neven DuMont, 42, ihren Bruder Konstantin, 41, als Vorstandsmitglied ersetzen. Diese Entscheidung habe der Chef des Hauses, Alfred Neven DuMont, im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat getroffen.

Isabella Neven DuMont wird nun Vorstandsmitglied der Mediengruppe M. DuMont Schauberg. (Foto: dpa)

Isabella Neven DuMont werde die freigewordene Position "seines Familienstammes" zum 1. März einnehmen, hieß es. Im Vorstand trifft sie auf ihren Cousin Christian DuMont Schütte (Verlag, Beteiligungen und Technik), Eberhard Klein (Finanzen und Verwaltung) sowie Franz Sommerfeld (Redaktion). Ob Isabella Neven DuMont wie zuvor ihr Bruder für Kommunikation und Strategie zuständig sein wird, ist dem Vernehmen nach noch offen.

Die DuMont-Mediengruppe teilte außerdem mit, dass Hans Werner Kilz zum 1. März Mitglied ihres Aufsichtsrats werde. Der 67-Jährige war von 1989 bis 1994 Chefredakteur des Spiegel, danach ein Jahr lang Fellow am Center for International Affairs der Harvard University und von 1996 bis Ende 2010 Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung. Mit ihm im Aufsichtsrat sitzen der Anwalt Claas Kleyboldt, der Unternehmensberater Peter May und, als Vorsitzender, Alfred Neven DuMont.

Aus Sicht des Verlegers ist die Mitteilung, dass seine Tochter aufrückt, die erste gute Nachricht seines Hauses seit Monaten. Wie versteinert hatte die Führung des drittgrößten deutschen Verlags lange dabei zugesehen, wie Konstantin Neven DuMont öffentlich Porzellan zerschlug. Der einstige Aspirant auf die Verlagsleitung war Ende 2010 nach einer Affäre um bizarre Online-Kommentare und eine vor allem über die Kölner Ausgabe der Bild-Zeitung ausgetragene Schlammschlacht gegen den Vater ins Gerede gekommen.

Im November war er beurlaubt, Anfang Dezember dann entmachtet worden. Zu dem Zeitpunkt war der Imageschaden bereits erheblich. Selbst die eigenen Chefredakteure hatten sich öffentlich vom Verlegersohn distanziert.

Ob Isabella Neven DuMont das Zeug dazu hat, erfolgreich an der verlegerischen Spitze der Familie zu stehen, kann noch niemand seriös beurteilen. Ihr Vater Alfred wird im März 84 Jahre alt, er leitet den Verlag in der elften Generation. Aus Sicht des Patriarchen ist die Tochter der einzige Weg, um den dynastischen Glanz seines Familienstammes zu erhalten. Sein ältester Sohn Markus starb bereits 1995. Der zweite, Konstantin, hat sich selbst seiner Möglichkeiten beraubt. Bleibt nur Isabella.

Im Verlag spielte die studierte Betriebswirtin und Mutter zweier Kinder bisher nur eine Nebenrolle. Seit 2006 leitet sie das "Studio DuMont", ein firmeneigenes Forum, das Veranstaltungen abhält zu Themen wie "Psychologie im Dialog: Vom Umgang mit der Angst". Seit 2009 ist sie außerdem geschäftsführende Gesellschafterin eines Kletterparks (im Internet: www.hochseilgarten-k1.de).

Die Verlegertochter gilt als angenehm, bodenständig, frei von Attitüden. Von der rheinischen Society habe sie sich bisher so gut es ging ferngehalten, heißt es. Größere Auftritte, wie der an diesem Donnerstag um 11 Uhr in Köln vor dem versammelten Verlags-Management und allen Chefredakteuren, seien "eigentlich nicht so ihr Ding", sagt einer, der sie lange kennt. Isabella Neven DuMont, hört man, habe sich vom Vater in die Pflicht nehmen lassen. Ob es ihr guttun wird?

Journalistische Erfahrung hat das künftige Vorstandsmitglied nur in der Nische gesammelt: als frühere Chefredakteurin der Zeitschriften Araber-Journal und Pferde heute und Autorin der Fachbücher Arabische Pferde und Faszination Araber. Verantwortung im familiären Kerngeschäft - Zeitungen - trug sie nie.

Ganz anders sieht die Sache beim zweiten Familienstamm aus, der ebenfalls 50 Prozent der Anteile am Unternehmen hält: DuMont Schütte. Im operativen Geschäft ist dieser nun mit einem sehr viel erfahreneren Manager vertreten. Christian DuMont Schütte ist zwar auch erst seit zwei Jahren Vorstand.

Der 53-Jährige wirkt dafür schon seit zwei Jahrzehnten an verantwortlichen Stellen mit. Er kennt das Anzeigengeschäft, den Vertrieb, ist mehrfacher Herausgeber ( Kölner Stadt-Anzeiger, Mitteldeutsche Zeitung, Express) und hat seit 1990 Prokura. Während sein Cousin durchs Netz irrte und durchaus geschäftsschädigende Interviews gab, hielt er sich klug zurück.

Zurückhaltung hat auch seine Cousine offenbar beherzigt. Isabella Neven DuMont ließ mitteilen, dass sie für Gespräche vorerst nicht bereit stehe: Sie möchte sich zuerst in ihre neuen Aufgaben einarbeiten.

© SZ vom 28.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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