Man Seeking Woman:Höllisches Liebesleben

Lesezeit: 2 min

Maggie hat einen neuen Freund. Aber muss es Hitler sein? (Foto: Bluebush Productions)

In der schrägen Serie muss Josh mit Beziehungsproblemen zurechtkommen.

Von Jakob Wihgrab

Jeder erinnert sich an den Moment, in dem eine Beziehung zu Ende gegangen ist. Herzschmerz, Liebeskummer, unbeantwortete Fragen. Doch bleibt stets ein kleiner Funken Hoffnung, dass alles wieder so wird, wie es war. Um so schlimmer, wenn die verflossene Liebe plötzlich und mit einer neuen Bekanntschaft vor einem steht. Und noch schlimmer, wenn die neue Bekanntschaft auch noch ein Massenmörder ist.

So ergeht das Josh (Jay Baruchel) in Man Seeking Woman, einem schrägen und wunderbaren Comedy-Export aus den USA. Der Endzwanziger schlägt sich in Manhattan mit Aushilfsjobs durch, kifft und trinkt mit seinem besten und einzigen Freund Mike (Eric André) oder hockt vor der Playstation. Kein Wunder also, dass ihn seine Langzeitfreundin Maggie sitzen lässt.

Als sie Josh einige Wochen später auf eine Party in ihrer neuen Wohnung einlädt, muss er entsetzt feststellen: Maggies neuer Freund ist Adolf Hitler! Der mittlerweile 135-jährige Diktator fährt beschwingt in seinem Rollstuhl durch die Wohnung, schenkt Wein aus und unterhält die Gäste. Und komisch: Bis auf Josh scheint niemand ein Problem mit Hitler zu haben.

Serien-Autor Simon Rich verfilmt mit Man Seeking Woman seinen Kurzroman "The Last Girlfriend On Earth". In den abstrusen, schwarzhumorigen zwanzigminütigen Folgen führt er den Zuschauer an die Grenzen dessen, was möglich ist. Alle Probleme, die man vor, während oder nach einer Beziehung durchmacht, werden fantastisch auf die Spitze getrieben. Unglaublich wirken die Episoden aber mehr für den Zuschauer als für die Figuren selbst.

Während es Josh offenbar völlig normal vorkommt, dass eine Hochzeitsfeier buchstäblich in der Hölle stattfindet, oder dass ihn, während er masturbiert, auch noch seine eigene Hand verlässt, fragt sich der Zuschauer die ganze Zeit: Was soll hier als Parabel wofür dienen? Nach einigen Folgen gibt man sich aber dieser vollkommen durchgedrehten, grotesken Welt hin.

Hier ist Amor ein drogensüchtiger Möchtegern-Gangster, der nur noch DJs und Musikproduzenten verkuppelt und schlussendlich in der Entzugsklinik landet. Hier ruft der Präsident persönlich an, um zu gratulieren, wenn man sich die Nummer einer U-Bahn-Bekanntschaft sichern konnte. Und wenn man sich in die hübsche neue Arbeitskollegin verliebt, dann ist ihr Freund selbstverständlich Jesus. Der langhaarige Strahlemann gibt nur die besten Serientipps, kocht fantastisch und hat obendrein auch noch vollstes Verständnis dafür, dass Josh sich Hals über Kopf in seine Freundin verguckt hat.

Die Leiden, die Josh in seinem turbulenten Beziehungsleben durchstehen muss, sind so liebevoll überdreht, das man als Zuschauer die Fremdscham schnell überwindet.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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