TV-Tipps zum Wochenende:Wille zum Widerstand

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Der Horror des Schwanensees, das Grauen im Jugendknast, die Hölle der Vorstadt: Die Filmhelden sind vielfältigem Psychoterror ausgesetzt. Und wehren sich jeder auf seine Art.

Von Christoph Gröner

Play (3SAT, Nacht zu Montag, 1.25 Uhr)

Ruben Östlund ist nicht erst seit seinem Cannes-Gewinner The Square der Meister der Scham. Bei Play von 2011 sieht man sich als Zuschauer an der eigenen Ratlosigkeit gepackt. Östlund geht von realen Ereignissen im sozialdemokratischen Schweden aus: Fünf somalische Jugendliche wollen mit einer Lüge das Handy von verschüchterten Jungs stehlen. Greift ein Passant irgendwann ein? Der psychologische Druck wird immer größer, Östlund versteht etwas von Sozialpsychologie, zusätzliche Brisanz erhält der Film durch die aktuelle politische Entwicklung. Keinerlei Potenzial für Ressentiment bietet Sin Nombre: Cary Fukunaga, gerade als neuer Bond-Regisseur verpflichtet, drehte als Debüt ein irre ambitioniertes Thrillerdrama über Flüchtlinge auf einem Zug, denen Mordbanden auf den Fersen sind. Er ist für die Recherche mitgefahren (One, Samstag, 22 Uhr).

Sleepers (ZDF NEO, Samstag, 23.55 Uhr)

Vier Freunde aus dem New Yorker Viertel mit dem klingenden Namen Hell's Kitchen erleben das Grauen im Jugendknast und nehmen als Erwachsene Rache an ihrem Peiniger. Das Gangsterdrama müht sich ab, die Selbstjustiz zu rechtfertigen. An die großen Werke von Martin Scorsese (Michael Ballhaus war hier wie dort Kameramann) reicht die genaue Milieuzeichnung vergangener Tage. Barry Levinson drehte mit zahlreichen Stars, darunter Brad Pitt und Robert De Niro, einen hoch spannenden Film, der als Justizdrama endet. Weniger klassisch im Stil, Luftlinie wenige Kilometer entfernt angesiedelt, ist The Drop. Der belgische Regisseur Michaël R. Roskam legte mit der Brooklyn-Gangsterei seinen ersten amerikanischen Film vor. Keine Glamour-Gangster; Melancholie hängt über dem Mafiaplot (Servus TV, Samstag, 22.05 Uhr).

Black Swan (SIXX, Sonntag, 20.15 Uhr)

Das Motiv Tanz und Ballett ist filmisch ein gefundenes Fressen: Hier lässt sich besonders schön Perfektionismus und Wahnsinn in Körperbilder fassen, bis über alle physischen und psychischen Grenzen hinaus. In Darren Aronofskys psychologischem Horrorfilm brilliert eine besonders verletzliche Natalie Portman. Zwar ist sie eine talentierte Tänzerin, für die Prima Ballerina reicht ihre Widerstandskraft aber nicht. Sie zerfällt, der Film zeigt dies in vielen Spiegelungen und Doppelgängern, am Ende sehen wir die ganze dunkle Seite des "Schwanensees". Erstaunlich düster war auch der dritte Teil des Potter-Universums: Harry Potter und der Gefangene von Askaban (Sat 1, Samstag, 20.15 Uhr). Durch die Regie von Alfonso Cuarón, gerade für Roma mit dem Regiepreis in Venedig ausgezeichnet, wurde die Potter-Reihe erwachsen.

Die Unglaublichen (VOX, Samstag, 20.15 Uhr)

Ganz normale Superhelden: In Pixars sechstem Animationsfilm hat eine Familie zwar übernatürliche Fähigkeiten, aber sehr alltägliche Probleme. Der Vater steckt in der Midlifekrise, die Tochter kriegt schwerstpubertierend ihre übersinnlichen Fähigkeiten nicht unter Kontrolle, der kleine Bruder ist sowieso ein feuriges Energiebündel, die Mutter braucht ihre überlangen Arme also, um die Familie zusammenzuhalten. Per Gesetz wurden sie in die Vorstadt verbannt - vielleicht das größte Grauen. Doch dann rücken endlich Superschurken an, die Laune wird besser. In der Rasanz steht der Trickfilm realen Actionfilmen nicht nach, die Pointen sitzen. Das tun sie zumeist auch bei Top Secret! (Tele 5, Sonntag, 20.15 Uhr), einer Gaga-Agentenfilm-Parodie voll Klassiker-Anspielungen vom Regieteam Zucker / Abrahams / Zucker.

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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