TV-Tipps zum Wochenende:Fremdgesteuert

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Jagen dem Glück nach und müssen sich dafür verleugnen: Bill (Richard Gere) und Abby (Brooke Adams). (Foto: ZDF/Kirch Media)

Viele Filmhelden suchen nach Ruhe - und finden sie nicht. Sie sind auf der Flucht, tauchen ab, verleugnen sich selbst. Einige tun das mit Würde.

Von Stefan Fischer

Brügge sehen ... und sterben?

Servus TV, Samstag, 22.35 Uhr

Die zwei Killer kommen aus London, das ist ihr Maßstab. Nun tauchen sie in der belgischen Stadt Brügge unter, die der Jüngere der beiden (Colin Farrell) öde findet, während der Ältere (Brendan Gleeson) die Ruhe und das kunstvolle Ambiente genießt. Sie warten auf Anweisungen von ihrem Boss, bis sie merken, dass er es auf sie abgesehen hat. Die idyllischen Winkel Brügges werden zu Fallen, aber auch Verstecken, und zum Ziegelorange der Architektur kommt das Rot von Blut. Sowie manche herrliche Absurdität. Davor gibt es einen anderen Thriller, mit weniger schwarzem Humor, aber einem relevanten Kernkonflikt. In State of Play - Stand der Dinge geht es auch darum, dass sich die Politik durch das Auslagern von öffentlichen Aufgaben selbst entmachtet und ein kaputtgesparter Journalismus kaum noch als Korrektiv taugt (Servus TV, Samstag, 20.15 Uhr).

Guardians of the Galaxy

RTL, Sonntag, 20.15 Uhr

An den Superhelden-Filmen kann einen die Humorlosigkeit durchaus nerven. Allzu oft wird da mit einem sonderbar heiligen Ernst um die Rettung von was auch immer gekämpft. Und die Helden treibt zudem eine dick aufgetragene Sentimentalität an und um. Aber es gibt in jeder Familie die bucklige Verwandtschaft, Leute, für die sich die anderen ein wenig genieren. Unter den Superhelden sind das die Wächter des Universums, ein Quintett urwüchsiger, derber Gesellen, frei von Skrupeln aller Art und von Herzen unsensibel. Nicht Edelmut treibt sie an, sie sind Söldner. Und alles, was sie unternehmen, nutzt in erster Linie ihnen selbst. Sie sind die Proleten des Alls, und sie sind auf eine wunderbare Weise frei und unbeschwert. Den Tumulten, in die diese rotzigen Kerle immer wieder geraten, haftet etwas Slapstickhaftes an.

Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada

Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Tommy Lee Jones spielt gerne die ganz harten Hunde, und in den besten Fällen haben diese Figuren Witz, wenn auch einen sehr eigenen. In seiner ersten Regiearbeit, 2005, inszeniert sich Jones ebenfalls in solch einer Rolle: Er spielt Pete, einen beharrlichen Knallkopf, der einen Mörder kidnappt, damit der seinem Opfer die letzte Ehre erweisen kann. Ein texanischer Polizist hat den Mexikaner Estrada erschossen, ein Versehen, und die Leiche verscharrt. Als sie gefunden wird, will sich die Polizei des Falles nicht recht annehmen, eben weil einer der ihren der Täter ist. Doch Pete, der ein Freund Estradas gewesen ist, zwingt den Polizisten, mit ihm und dem Leichnam nach Mexiko zu reiten, damit der Tote in seiner Heimat bestattet wird. Das ist ziemlich krude, aber auch respekteinflößend.

Die Glut des Südens

3sat, Nacht zu Montag, 0.25 Uhr

Noch ein Film aus Texas, von Terrence Malick aus den späten Siebzigern, den der einflussreiche US-Kritiker Roger Ebert in einer Rückschau von 1997 als einen der schönsten bezeichnet hat, der je gedreht worden sei. Malick geht zurück in die frühe Phase der Industrialisierung. Bill (Richard Gere), ein junger Stahlarbeiter in Chicago, tötet im Kampf seinen Vorarbeiter. Er flieht nach Texas, mit seiner Geliebten Abby (Brooke Adams), wo er sich als Farmarbeiter verdingt. Und einen riskanten Plan entwirft, wie er und Abby ihren mühseligen Existenzen entkommen können: Abby geht eine Scheinehe mit dem Farmer ein, der zunehmend zum Rivalen für Bill wird. Malick hat das Südstaaten-Melodram bildgewaltig inszeniert; diese Hingabe, mit der er seine Einstellungen komponiert, ist ja seine große Stärke. Stefan Fischer

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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