TV-Tipps zum Feiertag:Schwer verletzt

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: Kurt Umnitzer (Sylvester Groth, l.) versucht sich mit seinem Sohn Sascha (Alexander Fehling, r.) auszusprechen - können sie wieder eine Familie sein? (Foto: ZDF/Hannes Hubach)

Wer soll noch an eine Zukunft glauben, wenn Kriege toben, Staaten sich auflösen und einen Aliens anfallen?

Von Stefan Fischer

Der englische Patient

Melodram, ZDF Neo, Mittwoch, 23.10 Uhr

Nominiert in zwölf Kategorien, neun Mal tatsächlich gewonnen: Anthony Minghellas Filmadaption von Michael Ondaatjes Bestseller ist einer der großen Sieger in der Geschichte der Oscar-Verleihungen. Im Zentrum steht eine sentimentale Liebesgeschichte zwischen dem ungarischen Grafen László Almásy und der verheirateten Engländerin Katharine Clifton - gespielt von Ralph Fiennes und Kristin Scott Thomas -, die sich zu einem gefährlichen Abenteuer auswächst. Wegen Katharines rachsüchtigen Ehemanns und den Wirren des Zweiten Weltkrieges. Alle sind misstrauisch, niemand weiß, was vom anderen zu halten ist. Auch Almásy wird für einen angesehen, der er nicht ist. Und kann von Glück reden, dass er schwer verletzt in die Hände einer desillusionierten Lazarettschwester - Juliette Binoche - gerät. Die selbst gerettet werden muss.

Prometheus - Dunkle Zeichen

Science Fiction, Kabel 1, Mittwoch, 20.15 Uhr

Mehr als 30 Jahre nachdem Ridley Scott Alien gedreht hat, kehrt der Regisseur zurück zu diesen Kreaturen, geht zurück zum Anfang dieses Grauens. Erzählt er die Vorgeschichte, in der Türen aufgestoßen werden, die nie wieder zu verschließen sind und durch die Dinge entwischen, die besser nie hervorgekommen wären. Es geht um die Kontamination mit einer sehr speziellen Form des Fremden, mit einer maximal pervertierten Biologie. Sich mit ihr zu befassen zeugt von einem beachtlichen Maß an Masochismus - auch beim Zuschauer, der optisch gehörig penetriert wird. Im Kern geht es um eine Frage, die die Menschen quält: Wenn sie so etwas Fieses wie das Alien erschaffen können, wer hat dann die Menschheit erschaffen? Mit welcher Absicht? An schnöde Zufälle der Evolution mag man jedenfalls nicht glauben.

Sieranevada - Die Trauerfeier

Drama, Arte, Mittwoch, 22.50 Uhr

Eine Hektik, wie sie Westeuropa prägt, ist hier, am östlichen Rand der EU, nicht denkbar. Cristi Puiu beobachtet in seinem dreistündigen Film die verstreichende Zeit. In einer Plattenbauwohnung in Bukarest versammeln sich die Angehörigen eines Verstorbenen, um zu trauern und zu gedenken. Egos prallen aufeinander, und es gibt Konflikte, für die diese Wohnung viel zu klein ist. Es sind die Frauen, die den Ton angeben, auch wenn die Männer die lauteren sein mögen. Aber letztlich sind sie Schwerenöter, leben ihre weichen Seiten aus. Puiu beschränkt sich weitgehend auf die wenigen Zimmer, schneidet selten. Lässt die Dinge köcheln, die Gespräche sich in immer abstrusere Argumentationen verirren. Der Beginn des womöglich erlösenden Abendessens verzögert sich dabei immer weiter.

In Zeiten des abnehmenden Lichts

Drama, ZDF, Donnerstag, 22 Uhr

Hier lebt der Patriarch noch, er wird 90 Jahre alt. Und wenn die Festgäste ihm diesen Tag nicht verderben wollen, dann erwähnen sie besser nicht, dass die DDR in Auflösung begriffen ist, viele Bürger über Ungarn oder die Tschechoslowakei auszureisen versuchen. Das kriegen die Familienmitglieder, die Nachbarn und die Funktionäre gut hin. Nur lässt sich kaum verheimlichen, dass der Enkel nicht da ist - der hat sich bereits in den Westen abgesetzt. Der Regisseur Matti Geschonneck und der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase haben Eugen Ruges Bestsellervorlage, die eine Geschichte der DDR erzählt, klug und vielsagend auf die Tage rund um den Geburtstag verdichtet. Bruno Ganz, Hildegard Schmahl, Sylvester Groth und Alexander Fehling spielen diese Implosion herausragend.

© SZ vom 02.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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