True-Crime-Serie:Zweiter Versuch

Lesezeit: 2 min

Ex-Staatsanwältin Marcia Clark rollt ungelöste Fälle neu auf und wird vor allem in den ersten 48 Stunden nach dem Verbrechen fündig. Sie sagt, sie möchte die Wahrheit ans Licht bringen.

Von Britta Schönhütl

Die zweijährige Caylee war schon seit 31 Tagen verschwunden, als ihre Großmutter die Polizei informierte. 31 Tage, in denen Caylees Mutter Casey sorglos feierte, tanzte und sich auf der Schulter tätowieren ließ: bella vita - schönes Leben. Als die Großmutter misstrauisch wurde, gab Casey zu, ihre Tochter seit 31 Tagen nicht gesehen zu haben. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf, doch keine Spur von dem Mädchen. Nach monatelanger Suche schließlich wurden Caylees Überreste gefunden, über ein Waldstück verteilt. Das Kind sei im Pool ertrunken und vom Großvater weggebracht worden, so die Mutter. Das Kind sei umgebracht und im Wald vergraben worden, so die Anklage. Zwei Jahre dauerte das Verfahren gegen Casey Anthony, an dessen Ende die Mutter aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde. Nur wurde damals übersehen, wonach auf dem Rechner der Familie Anthony gesucht wurde: foolproof suffocation nämlich, wie man jemanden narrensicher erstickt.

Marcia Clark befasst sich mit Fällen, die Amerika bewegten - und findet neue Spuren. (Foto: Eric Ogden)

Diesen und sechs weitere Fälle rollt die ehemalige Staatsanwältin Marcia Clark in der Dokuserie The First 48 - Marcia Clark ermittelt wieder auf. Es sind Fälle, die in Amerika von großem öffentlichen Interesse waren, die nicht aufgeklärt werden konnten oder deren Urteil unerwartet ausfiel. Auch Marcia Clark selbst war in einen international diskutierten Prozess involviert: als Chefanklägerin im Verfahren gegen O.J. Simpson im Jahr 1995, der schlussendlich vom Mordvorwurf freigesprochen wurde. Nach der Urteilsverkündung verabschiedete sich Marcia Clark von der Anklagebank und schrieb ein Buch über den aufreibenden Prozess. Seither arbeitet sie als TV-Korrespondentin und Autorin. Ihr Bestreben, der Gerechtigkeit zu dienen, hat sie dabei nicht verloren: The First 48 - Marcia Clark ermittelt sieht sie als Fortsetzung ihrer Mission.

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In jeder 90-minütigen Folge sichtet Marcia Clark Prozessakten und spricht mit den damals beteiligten Personen. Dabei konzentriert sie sich auf die ersten 48 Stunden nach dem Verbrechen, da sich in diesen meist entscheidet, ob die Täter überführt werden können oder nicht. Die Fälle werden dabei sehr systematisch abgehandelt: Ein Zeitstrahl zeigt die Ereignisse der ersten 48 Stunden auf und Marcia Clark führt mithilfe von Originalmaterial durch die damaligen Ermittlungen der Behörden. Dann wird sie selbst aktiv, interviewt Zeugen und Verteidigung, reist an die Tatorte und stößt tatsächlich auf bisher unentdecktes Beweismaterial. Marcia Clark sagt, sie möchte die Wahrheit ans Licht bringen. Ihre Hartnäckigkeit beeindruckt solange, bis sie von der reißerischen Machart der Dokuserie übertönt wird. Zurück bleibt ein Schaudern - das sich zum einen aus der atemlosen Hintergrundmusik, zum anderen aus der vorgeführten beängstigenden Unergründlichkeit der Menschen speist.

The First 48 - Marcia Clark ermittelt , A&E (über Sky), montags, 20.15 Uhr.

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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