Thriller-Serie:Terroristin wider Willen

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Auf der Flucht vor einer Terrororganisation: Birgitte Hjort Sørensen als Victoria in Greyzone. (Foto: ZDF/Agnete Schlichtkrull)

"Greyzone" erzählt von einem islamistischen Komplott - rasant, aber zu wenig überraschend, als dass man alle zehn Folgen in einem Rutsch gucken wollte.

Von Carolin Werthmann

ZDF Neo setzt wieder auf skandinavischen Stoff. Vergangenes Jahr strahlte der Sender seine erste deutsch-dänische Koproduktion aus , die Serie Countdown Copenhagen erzählte die Geschichte einer Geiselnahme im Untergrund der Hauptstadt. Mit Greyzone legt er jetzt nach. Zwar knüpft die zehnteilige dänisch-schwedisch-deutsche Thriller-Serie an das Niveau des Vorgängerprojekts an, bleibt aber angesichts des enormen internationalen Serienangebots nicht mehr als durchschnittlich.

Die dänische Softwareentwicklerin Victoria (Birgitte Hjort Sørensen) wird in der Geschichte zum Spielball einer Terrororganisation, die scharf auf die neueste Drohnen-Technologie ist. Eben noch präsentierte sie diese auf einer Konferenz in Frankfurt am Main, da befindet sie sich auch schon in den Händen von Iyad, einem alten Bekannten, der sich als Beteiligter an einem terroristischen Komplott entpuppt.

Iyad-Darsteller Ardalan Esmaili hat iranische Wurzeln, schwarzes, dichtes Haar, Vollbart. Regisseur Jesper W. Nielsen spielt hier mit prototypischer Besetzung und Stigmata, die nicht nur die Figuren, sondern auch Handlungsmotive durchschaubar machen. Auch Kida Khodr Ramadan, bekannt als libanesischer Clan-Anführer aus der Serie 4 Blocks, darf mal wieder einen Kriminellen spielen.

Während Victoria nicht nur um ihr Leben, sondern auch um das ihres Sohnes bangt, gerät die zweite weibliche Hauptfigur, die Polizeibeamtin Eva Forsberg (Tova Magnusson), im Hafen von Göteborg in ein Schießgefecht, als sie einen LKW aus Deutschland überprüft und dabei einen Sprengkopf entdeckt. Sie kommt einem geplanten Terrorangriff auf die Spur, die sie schon bald zu Victoria und Iyad führt.

Greyzone ist rasant erzählt. Terrordrohung, Mord, Erpressung folgen dicht aufeinander, und die Autoren Oskar Söderlund und Morten Dragstedt lassen Figuren wenn nötig auch sterben. Birgitte Hjort Sørensen überzeugt in der Rolle der selbstbewussten, gleichsam zerbrechlichen Victoria. Schon in der international erfolgreichen dänischen Serie Borgen hinterließ sie in der Rolle der Fernsehjournalistin Katrine Fønsmark Eindruck.

Obwohl die Figuren und ihre Beziehungen zueinander vielschichtig genug sind, um auf ihre weiteren Entwicklungen neugierig zu machen, fehlt es der Handlung an überraschenden, ambivalenten Momenten. Viele Geschehnisse sind erwartbar, einige zu nah an gewöhnlicher Krimi-Dramaturgie. Das reicht, um solide zu unterhalten, doch ist es zu wenig, um Greyzone zu denjenigen Serien zu zählen, deren Folgen man am liebsten alle in einem Rutsch gucken möchte.

Greyzone , ZDF Neo, donnerstags, 20.15 Uhr in Doppelfolgen sowie in der Mediathek.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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