Thomas Roth:"Tschüss"

Thomas Roth, 64, hat für die ARD seit 1988 aus Johannesburg, Moskau, Berlin und New York berichtet. Zwischendurch war er drei Jahre Hörfunkdirektor des WDR; 2013 löste er Tom Buhrow als Hauptmoderator der Tagesthemen ab. (Foto: dpa)

Am Sonntag nahm der Moderator gewohnt nüchtern Abschied von den "Tagesthemen": So richtig angekommen im Job wirkte der langjährige Korrespondent nie - auch weil von Anfang an feststand, wer ihm nachfolgen wird.

Von David Denk

Die große Geste hat Thomas Roth stets anderen überlassen. Er stieg nie aufs Studiopult wie Tagesthemen-Kollegin Caren Miosga zum Tod von Robin Williams, und auch das dröhnende Welterklärerpathos von ZDF-Konterpart Claus Kleber ist ihm fremd. Roth ist kein Showtalent, sondern ein Nachrichtenmann von jener unkaputtbaren Nüchternheit, ohne die man es wohl kaum drei Jahrzehnte im Job des Auslandskorrespondenten aushalten würde. Ein Nachrichtenmagazin zu moderieren, ist in der Logik der Öffentlich-Rechtlichen die ultimative Karrierekrönung, weswegen Roth noch drei Jahre hinterm Tagesthemen-Pult dranhängen durfte. Am Sonntagabend moderierte er seine letzte Sendung.

So richtig wurden sie nicht warm miteinander, er und das Pult. Bis zuletzt hatte man den Eindruck, Roth wäre kurzfristig eingesprungen. So nuschelte er seine Moderationen, so saßen seine Anzüge. Und in gewisser Weise war er ja tatsächlich Ersatzmann, war doch von Anfang an klar, wer ihm nun nachfolgen wird: Ingo Zamperoni. Der musste erst noch nach Washington, ein wenig Auslandserfahrung sammeln.

Roths Abschiedswunsch: dass die Zuschauer Zamperoni so vertrauen wie ihm. "Also danke und noch ein letztes Mal: Kommen Sie gut durch diese herbstliche Nacht. Tschüss." Thomas Roth ging so leise, wie er gekommen war - eine Rarität, erst recht im Fernsehen. Die Tagesthemen-Redaktion applaudierte - und nicht nur die.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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