"Spiegel"-Interview:Schmerzkeks

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Hape Kerkeling bedauert es, seine TV-Karriere nicht schon viel früher aufgegeben zu haben. (Foto: dpa)

Hape Kerkeling hadert mit seiner TV-Karriere - wortreich und öffentlich. Er sei "ausgelutscht worden", habe sich nie wohlgefühlt.

Von David Denk

Aufhören ist nicht leicht - auch und gerade im Fernsehen. Während die Schauspielerin Ulrike Folkerts gerade angedroht hat, über die Pensionsgrenze hinaus Tatort-Kommissarin bleiben zu wollen ("Ich werde zur Miss Marple, das ist ja ganz klar"), bedauert der selbsternannte "Elder Stageman" Hape Kerkeling in einem bemerkenswerten Spiegel-Gespräch, seine TV-Karriere nicht schon viel früher aufgegeben zu haben als im vergangenen Jahr.

Er sei "ausgelutscht worden von der Unerbittlichkeit" des Mediums, sagte der 50-Jährige dem Magazin, "ich war auch viel zu oft im Fernsehen". Wann er zum ersten Mal ans Aufhören gedacht habe? "Als ich das allererste Mal ein Fernsehstudio betreten habe, um eine Show für Radio Bremen zu produzieren. Also 1984." Wohlgefühlt habe er sich in seinen Shows nie.

Angesichts des unfreundlichen Umgangs miteinander und von "Menschen, die gewisse Störungen aufwiesen und in verantwortlichen Positionen saßen", habe er sich geschworen: "Das mache ich nicht ewig. So schnell ich kann, will ich da wieder raus. Und das waren halt jetzt 30 Jahre." 30 sehr erfolgreiche, einträgliche Jahre.

Auf die Frage, was er den ganzen Tag mache, antwortete Kerkeling, er sei "mit der Administration der Dinge beschäftigt, die ich in den letzten 30 Jahren auf den Schirm gebracht und auf Platte oder Video gebannt habe". Es ist einigermaßen bizarr. Ein Mann weint sich wortreich in der Öffentlichkeit, der er seine Karriere zu verdanken hat, über ebendiese aus, die er gar nicht machen wollte, deren Früchte ihn aber wohl auch im TV-Ruhestand noch gut ernähren. Eine "Mammutaufgabe" sei das. "Rechtefreigabe, Senderechte und was alles dranhängt." Nicht nur die Arbeit, auch die Verwaltung der Einnahmen daraus beschreibt Kerkeling als Bürde. Ob es ihn überrascht, wenn sich das Mitleid bei den Interview-Lesern in Grenzen hält?

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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