Serien des Monats:Von Rosenkriegen und anderen Massakern

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(Foto: N/A)

Jeden Monat landen unzählige Serien im Netz. Welche lohnen sich? Die SZ stellt die besten Produktionen vor.

Von Patrick Heidmann, Xaver Bitz, Hans Hoff und Laura Hertreiter

Wo die Auswahl endet, lässt sich längst nicht mehr überblicken. Jeden Monat landen unzählige Serien im Programm von Fernsehen, Streamingdiensten und Mediatheken. Lustiges, Spannendes, Nützliches - aber auch jede Menge zeitraubender Quatsch. Was davon lohnt sich wirklich? Warum? Und für wen? Die SZ-Medienredaktion stellt an dieser Stelle die besten Serien des Monats vor. In der März-Ausgabe einen Epos, über den die Welt spricht, Geschichten von mordende Teenagern und einen wortgewaltigen Rosenkrieg.

Hanna

Was passiert: Hanna, 15, wächst tief im Wald auf, wo ihr Vater sie mit militärischer Strenge zu einer Profikillerin ausbildet. Doch dann zieht es das pubertierende Teenagermädchen hinaus in die Welt, wo es nicht nur das Geheimnis der eigenen Herkunft zu erkunden gilt, und das der getöteten Mutter, sondern wo sich plötzlich auch eine sinistre Geheimdienstagentin an seine Fersen heftet.

Heimliche Heldin: Rhianne Barreto ist als gleichaltrige Zufallsbekanntschaft Sophie der Hauptfigur Hanna (Esme Creed-Miles) als Schauspielerin eine echte Entdeckung - und in der Geschichte für Hanna ein Weg, zwischen all der Action zumindest momentweise typische und für das Publikum unterhaltsame Teenager-Erfahrungen zu sammeln.

Nicht geeignet für: Fans des ebenfalls von Drehbuchautor David Farr verfassten Kinofilms Wer ist Hanna ?. Die dürften eher enttäuscht sein - weil der Plot des Films in der Serie nur unwesentlich variiert wird. Auch das visuelle Flair und die poppig-exaltierte Märchenhaftigkeit fehlen der Serie. Aber für alle, die das nicht wissen, bietet Hanna als klassischer Actionthriller sehr kurzweilige Unterhaltung.

Zu sehen auf: Amazon (acht Folgen).

Game of Thrones

Was passiert: Die Serie, die im April die sicher meistdiskutierte der Welt gewesen sein dürfte, als die finale Staffel anlief, erzählt von einer mittelalterlichen Fantasywelt. In der achten Spielzeit kämpfen noch drei Familien um die Herrschaft, um den Eisernen Thron. Dabei nutzen sie von Diplomatie über Liebe und Intrige bis hin zu fantastischen Tierwesen, Magie und Religion jedes Mittel zum Machtgewinn. Während die Übriggebliebenen in der gerade laufenden finalen Staffel die Thron-Frage klären, müssen sie sich aber noch einem größeren Feind mit eisblauen Augen stellen.

Heimlicher Held: So ziemlich jede Landschaft, die in der epischen Serie gezeigt wird. Egal ob der frostige Norden, die königliche Hauptstadt am Meer, der mediterrane Süden oder die fernen, arabisch angehauchten Orte auf dem östlichen Kontinent sind detailverliebt erdacht und ausgestaltet. Drehorte waren Nordirland, Schottland, Malta, Kroatien, Marokko, Island und Spanien.

Nicht geeignet für: Fans von Hauptcharakteren und happy endings. So egalitär wie Game of Thrones killen nur wenige Autoren ihre Figuren, mal mehr und mal weniger überraschend, meist aber: sehr brutal.

Zu sehen auf: Sky, iTunes, Amazon Prime Video und Google Play (derzeit 70 von 73 Folgen).

Merz gegen Merz

Was passiert: Das Ehepaar Merz will sich scheiden lassen. Das geht aber nicht, denn die Firma ihres Vaters braucht den überflüssigen Gatten noch weiter als Bescheidwisser in der Geschäftsführung. Deshalb sitzen Anne und Erik Merz nun bei einer Therapeutin und versuchen wortgewaltig, einander auszuhalten, während sie die haarsträubenden Geschichten ihres Scheiterns als Kapitel eines höchst amüsanten Rosenkriegs rekapitulieren.

Heimlicher Held: Ralf Husmann. Der Stromberg-Erfinder liefert als Head-Autor und Creative Producer liefert zwischen großartiger Komik und rührend-tragischen Sprüchen viel, viel mehr, als man sich fürs Nacherzählen am Bürokopierer merken kann.

Nicht geeignet für: Menschen, die mit Stromberg und Danni Lowinski schon nichts anzufangen wussten. Die können einfach nicht ermessen, wie großartig komisch und tragisch zugleich Annette Frier und Christoph Maria Herbst miteinander in dieser Serie als Ehepaar Merz aufspielen.

Zu sehen auf: ZDFmediathek (acht Folgen).

Quicksand

Was passiert: Schüsse sind gefallen, jetzt ist überall Blut, auf den Schulbänken, auf dem Boden, an Majas zitternden Händen. Nach einem Schulmassaker wird die Musterschülerin verdächtigt, ihre Klassenkameraden ermordet zu haben. Was wirklich passiert ist, was Majas durchgeknallter Freund, dessen obszön reicher Vater, die kulleräugige beste Freundin und Majas Eltern, die niemals Fragen stellen, damit zu tun haben, puzzelt die Serie in Bildern zusammen, die lange im Kopf bleiben. So spannend, dass es fast unmöglich ist, nur Einzelfolgen zu schauen, löst sich das Beziehungsgeflecht um Maja herum auf wie k.o-Tropfen in einem Champagnerglas.

Heimlicher Held: Samir, gespielt von William Spetz, ein Mitschüler Majas (Hanna Ardéhn). Seine mit jeder Episode wachsende stille Wut als unglücklich Verliebter, aber auch als Migrantensohn, der seinen Platz in der schillernden schwedischen Upper Class trotz größtmöglicher Bemühungen niemals findet, bereichern die Geschichte um viele Facetten.

Nicht geeignet für: besorgte TeenagerEltern.

Zu sehen auf: Netflix (sechs Folgen).

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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